Eigentlich haben sich die Mitgliedsstaaten der UNO darauf geeinigt, den Hunger auf der Welt bis 2030 beseitigen zu wollen. Doch dieses Ziel rückt laut dem neusten Welthunger-Index in weite Ferne: In den letzten zehn Jahren hat sich die Hungersituation global gesehen kaum verbessert. Geht es bei der Bekämpfung des Hungers im gleichen Tempo weiter, wird das Ziel einer Welt ohne Hunger laut den Herausgebern des Index erst in über 100 Jahren erreicht. Die wichtigsten Fakten.
Die Zahl der Menschen in Hungersnot hat sich verdoppelt
Zwar stagniert der Anteil der Unterernährten weltweit, doch die Zahl der Menschen in akuter Hungersnot hat sich 2024 verdoppelt. Die Gründe liegen in einer gefährlichen Mischung aus Konflikten, Klimaschocks und wirtschaftlicher Unsicherheit. Gleichzeitig schrumpft die internationale Hilfe, und viele Frühwarnsysteme werden nicht mehr finanziert.
Die Mehrheit der von Hungersnot Betroffenen lebt in Gaza und im Sudan
Die beiden schwersten Krisenherde liegen derzeit laut den Autoren des Welthunger-Index im Nahen Osten und in Afrika. In Gaza hat die fortgesetzte Blockade die Versorgung zusammenbrechen lassen: Lebensmittel und Wasser sind knapp, Hilfslieferungen erreichen die Menschen nur sporadisch. Im Sudan hat der Bürgerkrieg Landwirtschaft und Märkte zerstört.
Für die beiden Gebiete liegen zu wenig Daten vor, um einen genauen Indexwert zu berechnen. Aber die Autoren schätzen, dass der Grossteil der weltweit von Hungersnot betroffenen Menschen in Gaza und im Sudan lebt.
Die grössten Treiber des Hungers sind gewaltsame Konflikte
Bewaffnete Auseinandersetzungen sind laut dem Index der wichtigste Faktor für Hunger. Im vergangenen Jahr lösten sie zwanzig Ernährungskrisen aus, die rund 140 Millionen Menschen betrafen.
Kriege zerstören Felder, blockieren Handelsrouten und machen humanitäre Hilfe unmöglich. In vielen Ländern wird Hunger gezielt als Waffe eingesetzt – mit katastrophalen Folgen für die Zivilbevölkerung.
Die Realität ist vermutlich alarmierender, als der Index zeigt
In mehreren Krisenstaaten fehlen aktuelle Daten, weshalb die wahre Dimension des Hungers unterschätzt wird. Besonders in Ländern wie Burundi, dem Jemen, Nordkorea oder den palästinensischen Gebieten erschweren Konflikte und die Sicherheitslage die Datenerhebung.
Die Autoren des Welthunger-Index warnen vor einem Teufelskreis: Wo Hunger unsichtbar bleibt, fliesst keine Hilfe – und das Leid wächst im Verborgenen weiter.
Regional gibt es Fortschritte
Trotz des düsteren globalen Bildes zeigen einzelne Länder, dass Fortschritt möglich ist. Moçambique, Ruanda, Togo, Somalia und Uganda haben ihre Hungerwerte seit 2016 deutlich verbessert.
Verantwortlich dafür sind gezielte Sozialprogramme, Investitionen in Landwirtschaft und Ernährungssicherheit sowie funktionierende Frühwarnsysteme. Die Beispiele belegen, dass entschlossene Politik Wirkung zeigen kann.
Hunger lässt sich beseitigen
Die Autoren des Welthunger-Index schreiben, dass Hunger politisch lösbar sei – wenn entschlossen gehandelt werde. Die Autorinnen und Autoren fordern gezielte Investitionen in widerstandsfähige Ernährungssysteme, Frühwarnmechanismen und soziale Sicherungsnetze.
Statt vor allem kurzfristiger Hilfe brauche es langfristige Strategien, die Landwirtschaft fördern, den Klimaschutz stärken und lokale Strukturen aufbauen. Ebenso wichtig seien verlässliche Daten, um Krisen früh zu erkennen, und eine gerechtere Verteilung internationaler Mittel.