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Wenige Banker kassieren massiv Die unbekannte Elite der Spitzenverdiener

Kaum einer kennt sie: die sogenannten Key Risk Takers. Es ist eine kleine, aber für die Banken zentrale Gruppe von Angestellten, die sogar im Geschäftsbericht ausgewiesen werden muss. Bei der Credit Suisse alleine verdienen sie zusammen 1,6 Milliarden Franken.

Die Schweizer Grossbanken müssen sparen. Negativzinsen, eine angestiegene Regulierungsdichte und ein allgemein schwieriges Marktumfeld drücken auf die Renditen. Heute musste die Credit Suisse für 2016 einen Verlust von 2,7 Milliarden Franken präsentieren, 300 Millionen mehr als bisher bekannt.

Ein Drittel aller Boni nur für die Key Risk Takers

Trotz Spardruck halten die Grossbanken ihre wichtigsten Angestellten aber mit grosszügigen Boni bei Laune. Diese Angestellten werden im jährlichen Vergütungsbericht als sogenannte Key Risk Takers ausgewiesen. Bei der Credit Suisse sind es 939 Personen. Sie verdienen zusammen sagenhafte 1,64 Milliarden Franken, 899 Millionen davon als Boni. Damit sahnen sie satte 29 Prozent aller ausgeschütteten Boni der Credit Suisse ab.

Bei UBS und CS kassieren wenige hundert Angestellte fast 30 Prozent der Bonussumme.
Legende: Bei UBS und CS kassieren wenige hundert Angestellte fast 30 Prozent der Bonussumme. SRF

Das gleiche Bild zeigt sich bei der UBS: Dort gibt es 661 Key Risk Takers. Sie verdienen 1,14 Millarden Franken, 752 Millionen davon als Boni. Damit erhalten die wichtigsten UBS-Leute immerhin 26 Prozent der Bonussumme. Eine weitere eindrückliche Zahl: die durchschnittliche Entschädigung pro Key Risk Taker. Bei der UBS beträgt sie 1,72 Millionen Franken, bei der Credit Suisse 1,75 Millionen.

Opfer oder Profiteure?

Die Bezeichnung als Risikoträger ist irreführend. Der St. Galler Bankenprofessor Manuel Ammann hält fest: «Diese Angestellten tragen kein persönliches Risiko, das Risiko tragen die Aktionäre und Gläubiger.» Allerdings sei das Geschäftsergebnis der Banken tatsächlich in hohem Masse von diesen Schlüsselfiguren abhängig.

Beim Schweizerischen Bankpersonalverband versteht man die hohen Löhne nicht. Die Geschäftsführerin Denise Chervet kritisiert: «Die Finanzbranche ist in der Krise. Viele Mitarbeiter haben Angst um ihre Zukunft. Sie verstehen nicht, dass man Angestellten kündigt und gleichzeitig sehr, sehr viel Geld in die Taschen einiger Profiteure steckt.» Solche Löhne würden auch falsche Anreize setzen. «Das Ziel der Banken sollte sein, dass die Mitarbeiter im Sinne des Unternehmens handeln und die Kunden zufriedenstellen, aber nicht einfach nur möglichst viel Geld verdienen wollen», sagt Chervet.

Der Vergütungsexperte Urs Klingler widerspricht: «Die Key Risk Takers sind in der Regel sehr gut ausgebildete Leute. Sie legen ein sehr hohes Engagement an den Tag und haben fast kein Privatleben. Sie opfern sich also quasi für ihr Unternehmen.» Diese Leute würden zu einer globalen Elite gehören, seien in der Schweiz äusserst selten und entsprechend teuer.

«Mehr Transparenz führt zu höheren Löhnen»

Hat sich seit der Annahme der Abzocker-Initiative im Jahr 2013 nichts verändert? Bankenprofessor Ammann sieht das differenziert. Seit der Finanzkrise seien gewisse Lohnexzesse korrigiert worden. Doch das generelle Lohnniveau in der Bankenbranche habe sich nicht deutlich verringert. Ammann erklärt: «Die Banken leisten noch immer eine überdurchschnittliche Wertschöpfung und entsprechend sind auch die Löhne nach wie vor überdurchschnittlich hoch.»

Klingler geht gar davon aus, dass die erhöhten Anforderungen an Transparenz die Löhne gesteigert haben. Gilt also: Je weniger Transparenz, desto tiefer die Löhne? Dazu meint der Vergütungsexperte: «Bei weniger Transparenz ist es schwieriger herauszufinden, was die anderen verdienen. Wenn die Zahlen hingegen im Detail ausgewiesen werden, führt das zu einem Anstieg der Löhne.»

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