Argument: Die Wirtschaft ist im Aufschwung. Mit der Wirtschaft gehe es aufwärts, sagen die Gewerkschaften. Der Aufschwung sei unsicher, sagen die Arbeitgeber. Für Ökonom Michael Siegenthaler von der Konjunkturforschungsstelle der ETH haben die Gewerkschaften hier ein stichhaltiges Argument. «Im Moment sind die Unternehmen ziemlich optimistisch. Die Geschäftslage hat sich verbessert. Wir können davon ausgehen und hoffen, dass dieser Aufschwung im Sommer nun wirklich kommt.»
Argument: Im Nachbarland Deutschland haben sich die Löhne positiver entwickelt als in der Schweiz. Gerade in den letzten beiden Jahren ist der Reallohn im Nachbarland stärker gestiegen als hierzulande. Aber der Experte relativiert: «Das lag teilweise daran, dass in Deutschland vorher weniger Lohnwachstum stattfand als jetzt in der Schweiz. Zudem brummt in Deutschland die Wirtschaft, es herrscht quasi Vollbeschäftigung. In der Schweiz haben wir eher das Problem gehabt, dass die Beschäftigung sich schwach entwickelt hat und die Arbeitslosigkeit anstieg, was eben auch mit dem Frankenschock zu tun hatte.»
Vorwurf des SGB: Die Arbeitnehmer kommen trotz Aufschwung zu kurz. Die Befürchtung der Gewerkschaften, dass Arbeitnehmer in der Schweiz zu kurz kommen, teilt Siegenthaler nicht: «Für die Lohnbezüger waren die fünf letzten Jahre eigentlich gar nicht schlecht. Da gibt es natürlich riesige Unterschiede je nach Branche. Gesamtwirtschaftlich betrachtet aber, haben sich die Löhne sehr robust entwickelt.»
Unter dem Strich: Die Wirtschaft sieht wieder Licht am Ende des Tunnels. In manchen Branchen könnten deshalb wohl Lohnerhöhungen drin liegen.