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Wirtschaft 100 Tage ohne Euro-Mindestkurs: Was kostet heute weniger?

Am 15. Januar wurde der Euromindestkurs von 1.20 Franken aufgehoben. Seit diesem Tag war der Euro nur noch rund 1.05 Franken wert. Das macht den Warenimport aus dem Euroraum 12,5 Prozent günstiger. Welche Produkte für den Verbraucher günstiger wurden, präsentieren wir in einer Übersicht.

In der Politik wird jeweils nach den ersten 100 Tagen einer Präsidentschaft eine erste Bilanz gezogen. Zu einer solchen hat sich Ende April auch die Allianz der Schweizer Konsumentenschutz-Organisationen entschieden. Rund 100 Tage nach dem Wegfall des Euromindestkurses untersuchten sie, wie sich die Preise in den Sektoren Bekleidung, Zeitschriften, Kosmetik- und Nahrungsmittel verändert haben.

Zu diesem Zweck wurden die Preise im August und September des letzten Jahres mit Preisen im Monat April 2015 verglichen. Die Resultate sind unterschiedlich ausgefallen. Während die Schweizer Grossverteiler Migros, Coop und Denner die Preise von Nahrungs- und Kosmetikartikel mehrheitlich senkten, sind die Preise von Zeitschriften in der Deutschschweiz und von Kleidern merklich gestiegen.

Nahrungsmittel im Ausland immer noch deutlich günstiger

Im Nahrungsmittelbereich haben die drei Grossverteiler allesamt Anpassungen vorgenommen. Bei Denner und Coop wurden rund zwei Drittel der getesteten Produkte günstiger, bei Migros waren es mit 60 Prozent etwas weniger. Mit 5,1 Prozent Preisunterschied, passt Denner seine Preise am meisten an. Dahinter die Migros mit 3,7 und Coop mit 3,1 Prozent.

Die Allianz der Konsumentenschutz-Organisationen listet jeweils drei Produkte jedes Verteilers auf, bei welchem der Preis am meisten angepasst wurde. Es fällt auf, dass es gleich drei Produkte in die Top 3 von zwei verschiedenen Händlern geschafft haben: Der Weichkäse Président Carré Gourmet (14,5 Prozent günstiger), die Meica Curry King Bockwurst (12,5 Prozent günstiger bei Migros; 16,1 Prozent günstiger bei Coop) und rechtzeitig zur Grillsaison Heinz Ketchup (13,5 Prozent günstiger bei Denner; 17,7 Prozent günstiger bei Coop)

Obwohl im Nahrungsmittelbereich die Preise angepasst wurden, ist der identische Warenkorb im Ausland immer noch deutlich günstiger. So kostet beim deutschen Händler Kaufland dieselbe Produktauswahl rund 40 Prozent weniger. Auch bei Carrefour in Frankreich liegen die Preise zwischen 35 und 41 Prozent tiefer als in der Schweiz. Nur im Vergleich mit Italien sind die Unterschiede nicht ganz so frappant: In der Schweiz muss man im Vergleich mit dem südlichen Nachbarn zwischen zehn und zwanzig Prozent mehr bezahlen.

Kosmetik: Trotz grosser Reduktion immer noch teuer

Die grössten Reduktionen seit dem letzten Preisvergleich im August 2104 wurden bei den Kosmetikartikeln gewährt. Vor allem bei Haarpflegeprodukten und Hygieneartikeln für Frauen wurden die Preise gesenkt. Bei Migros, Coop und Manor konnten Kunden von bis zu 30 Prozent Preisvorteil profitieren. Viele Artikel wurden rund ein Viertel günstiger.

Im Vergleich mit dem Ausland sind die Kosmetikartikel aber immer noch viel teurer. In Deutschland zahlt man bis zu 80 Prozent weniger für die gleichen Produkte. Und auch im Vergleich mit Frankreich und Italien zahlt man in der Schweiz fast einen Drittel mehr für Pflegeartikel.

Preise bei Zeitschriften sogar höher als 2014

Grosse Preisdifferenzen zum Ausland gibt es auch bei deutschen Zeitschriften. Für eine Ausgabe des Automagazins «Auto Bild» zahlt man fast 90 Prozent mehr als in Deutschland. Im Durchschnitt zahlt ein Kunde in der Schweiz über 75 Prozent mehr als im nördlichen Nachbarstaat

Seit letztem Juni wurde bei einer Mehrheit der Zeitschriften der Preis sogar noch erhöht. Dies hängt jedoch mit einer allgemeinen Preiserhöhung der jeweiligen Zeitschriften zusammen. Das heisst: Die verglichenen Artikel wurden auch in Deutschland teurer.

Auch Kleider werden teurer

Für den Preisvergleich im Modesektor wurden unter anderem Produkte von H&M, Zara oder Esprit verglichen. Während in Italien, Deutschland und Frankreich die Preise beinahe identisch sind, gibt es im Vergleich mit der Schweiz erneut grosse Unterschiede. Im Schnitt blättern Schweizer über 45 Prozent mehr für ihre Kleider hin.

Im Herbst 2014 waren die Modeartikel «nur» rund 30 Prozent teurer gewesen. Im Gegensatz zu Gütern die im Euroraum produziert werden, spielt der Euro-Franken Kurs im Kleidermarkt aber eine nicht ganz so wichtige Rolle. Die Produkte werden mehrheitlich in Asien hergestellt und in Dollar eingekauft.

Es gibt aber auch in dieser Branche Kosten, die in Euro anfallen. Der Hauptsitz der Firma Inditex - unter anderem Besitzerin von Zara, Bershka oder Massimo Dutti - liegt in Spanien. Die dadurch entstehenden Kostenvorteile sollten daher auch Schweizer Kunden zugute kommen.

Sendebezug: Tagesschau vom 22.5.2015

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