Vom Sportler zum Vollblutbanker: Er war leidenschaftlicher Fussballer und wäre gerne Sportlehrer geworden. Sergio Ermotti hat sich aber für eine KV-Lehre bei der Cornèr Bank in Lugano entschieden. Nach Stationen als Investmentbanker in Zürich, Mailand und London wurde Ermotti im April 2011 in die Konzernleitung der UBS berufen. Im November wurde er CEO der Grossbank. Seine Begeisterung für den Sport ist aber geblieben: Noch heute ist er Präsident des Tessiner Fussballclubs Collina d'Oro.
Das hat er geschafft: Die Finanzkrise hatte die UBS hart getroffen. So hart, dass nur noch der Staat die Grossbank retten konnte. Gleich nach seinem Amtsantritt verkündete Sergio Ermotti, die risikoreiche Investmentbank herunterzufahren und die UBS auf das Vermögensverwaltungsgeschäft auszurichten. Heute gehört die UBS, gemessen an der Kernkapitalquote, zu den am besten kapitalisierten Grossbanken der Welt. Das macht sie sicherer. Eine erneute Finanzkrise dürfte die Bank heute ohne Hilfe überstehen.
Die Schattenseiten: Weniger risikoreiches Investment-Banking, mehr Vermögensverwaltung mit stabiler Rendite. Das müsste auch den Aktionären gefallen. Trotzdem sind diese zurückhaltend: Der Aktienkurs der UBS bewegt sich seit der Finanzkrise auf einem konstant tiefen Niveau. Grund seien etwa die Milliardenbussen, welche die Grossbanken immer wieder bezahlen müssten, sagt Claude Baumann, Wirtschaftsjournalist bei Finews: «Diese verfälschen das effektive Ergebnis stark und verunsichern die Anleger». Und auch Skandale, wie etwa 2011 der Handelsverlust von Kweku Adoboli, 2012 die Libor-Busse und 2014 die Busse wegen den Währungsmanipulationen setzten der UBS-Aktie zu.
Hartnäckiges Image: Trotz dieser Skandale hat Ermotti aus der angeschlagenen UBS eine sichere Grossbank gemacht. Der schlechte Ruf aber, welcher der Bank seit der Finanzkrise anhaftet, bleibt. In Umfragen zum Image der Schweizer Banken landet die UBS immer wieder auf den hinteren Rängen. «Nach der Finanzkrise dachte man, bei den Grossbanken würde es zu einem Kulturwandel kommen. Dieser hat aber nicht stattgefunden», erklärt Claude Baumann. So seien beispielsweise die Löhne der Bankmanager immer wieder kritisiert worden. «Hier hat Sergio Ermotti kein Zeichen gesetzt», sagt der Wirtschaftsjournalist. Ermotti gehöre auch heute noch zu den bestverdienenden Banker Europas. Und das sei für die Bevölkerung schwer nachvollziehbar.