Wirksame und ungefährliche Impfstoffe herzustellen, ist anspruchsvoll. Die Gesundheitsbehörden legen die Latte hoch, bevor sie die Impfung von gesunden Menschen – insbesondere von Kindern – mit einem neuen Stoff zulassen.
Und so kommt es, dass nur wenige grosse Konzerne im milliardenschweren Impfstoff-Geschäft den Ton angeben. Zum Beispiel der britische Pharma-Riese GlaxoSmithKline, der unlängst die Impfstoff-Aktivitäten von Novartis übernahm.
Doch nun nimmt Actelion einen neuen Anlauf. Gemeinsam mit der deutschen Max-Planck-Gesellschaft will die Baselbieter Biotechfirma die Entwicklung einer neuen Klasse von Impfstoffen vorantreiben. Diese sollen wirksamer sein, einfacher herzustellen und günstiger zu vermarkten – auch in Entwicklungsländern.
Weniger Nebenwirkungen, tieferes Risiko
Die Grundidee: Statt den Impfstoff auf der Grundlage natürlicher Krankheitserreger herzustellen, passiert alles von Anfang künstlich, mit synthetischen Stoffen aus dem Labor. Das Projekt sei vielversprechend, sagt Life-Science-Experte Stephan Sigrist vom Schweizer Think Tank Wire: «Traditionell wurden Impfstoffe hergestellt, indem man mit lebendem Material – also mit den Erregern – gearbeitet hat.»
Mit diesen synthetischen Stoffen könne man das viel einfacher machen, so Sigrist. «Die Nebenwirkungen nehmen ab, es wird effektiver, und so für die Unternehmen eben auch wirtschaftlich attraktiver.»
Allzu viel Geld riskiert Actelion mit dem Projekt vorerst aber nicht. Die Baselbieter investieren 30 Millionen Euro in das Start-up-Unternehmen Vaxxilon. Für Biotech-Projekte ist das kein besonders hoher Betrag.
Das Unternehmen soll damit bis in ein paar Jahren neue Impfstoffe auf Kohlenhydratbasis entwickeln. Diese müssen danach aber erst noch erprobt werden. Bis der erste synthetische Impfstoff von Actelion auf den Markt kommt, dürfte es noch einige Zeit dauern.