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Wirtschaft Ärztenetzwerk Medix kündigt Zusammenarbeit mit Groupe Mutuel

Eines der grössten Ärztenetzwerke der Schweiz arbeitet künftig nicht mehr mit der Krankenkasse Groupe Mutuel zusammen. Den Vertrag hat Medix gekündigt, weil die Zusammenarbeit zunehmend unbefriedigend geworden sei. Die Groupe Mutuel sagt, die administrativen Probleme seien behoben.

Medix betreibt schon seit 20 Jahren ein sogenanntes Ärztenetzwerk mit rund 250 Ärzten. Die Hausärzte betreuen die Patienten oft in Gruppenpraxen, planen und koordinieren deren medizinische Behandlung und besuchen regelmässig Weiterbildungen. Weil das hilft, Kosten zu sparen, erhalten die Versicherten einen Rabatt, wenn sie ein Hausarztmodell mit Managed Care wählen.

Die Krankenkassen schliessen im Gegenzug mit dem Ärztenetzwerk einen Vertrag. Und bezahlen das Netzwerk für seine Koordinationsarbeit.

Vom Netzwerk profitieren, aber nichts zahlen

Zur Kündigung des Vertrags mit Groupe Mutuel kam es, weil sich die Kasse nicht mehr an den Koordinationskosten des Ärztenetzes beteiligen wollte. Felix Huber, Leiter von Medix, sagt: «Die Groupe Mutuel will von den Vorteilen des Netzes profitieren. Möchte aber nichts zahlen. Dagegen wehren wir uns.»

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Bereits 2011 hatte Medix die Zusammenarbeit mit der Krankenkasse Assura beendet. Auch sie wollte sich nicht an den Kosten für die Leistungen des Ärztenetzes beteiligen. Ärzte, welche bei Medix dabei sind, verpflichten sich, Patienten qualitativ hochstehend zu behandeln. Daneben sind sie aber auch verpflichtet, die Kosten im Auge zu behalten. Wichtig sind zudem eine regelmässige Weiterbildungen der Ärzte und medizinische Guidelines.

Unnötige Schikanen der Groupe Mutuel

Ein weiterer Grund für die Vertragskündigung sei, dass es immer wieder Probleme mit der Groupe Mutuel gebe, wenn ein Patient nicht seinen Hausarzt, sondern dessen Ferienvertretung in der Medixpraxis aufsucht: «Die Groupe Mutuel droht jeweils, die Rechnung nicht zu bezahlen. Und sie gab dem Patienten Strafpunkte. Bei anderen Kassen ist das nie ein Problem.»

Nach der Vertragskündigung informierte die Groupe Mutuel die Versicherten mit dem Hausarztmodell Basic Plus mit einem Brief. In diesem steht, dass sie ab 2017 entweder ins teure Standardmodell wechseln oder einen anderen Hausarzt aus der mitgeschickten Liste auswählen sollen. Was die Kasse jedoch nicht schreibt: Auch ein Wechsel der Krankenkasse ist bis Ende November problemlos möglich.

Treue Hausarzt-Patienten müssen Kasse wechseln

Eine Groupe Mutuel-Versicherte traute ihren Augen nicht und war schockiert als sie den Brief erhielt: «Damit ich bei meiner Hausärztin hätte bleiben können, hätte ich bei der Groupe Mutuel knapp 50 Franken mehr pro Monat zahlen müssen. Das kam nicht in Frage. Zur Medix-Hausärztin habe ich ein Vertrauensverhältnis. Da wechsle ich lieber die Krankenkasse.»

Gleich reagiert hat auch eine andere Versicherte. Auch sie wird bei ihrem Hausarzt in einer Zürcher Medix-Praxis bleiben: «Die Praxis liegt gleich um die Ecke und ich bin sehr zufrieden mit meinem Hausarzt. Da ich im Hausarzt-Modell bleiben wollte, habe ich die Versicherung gewechselt.»

«Probleme bei Groupe Mutuel sind gelöst»

Christian Feldhausen, Mediensprecher der Groupe Mutuel sagt, dass die administrativen Probleme mit den Ärztevertretungen in den Gruppenpraxen unterdessen gelöst seien: «Die Versicherten können nun die Gruppenpraxis als Hausarzt angeben.»

Zum zweiten Vorwurf, die Groupe Mutuel sei ein Trittbrettfahrer und wolle die Leistungen des Netzwerks nicht entschädigen, sagt Feldhausen: «Wir stellen uns auf den Standpunkt, dass diese finanziellen Komponenten nur für Basic Plus-Versicherte relevant sind, nicht aber für Versicherte in anderen Versicherungsmodellen.»

Patientenvertreter verstehen Medix

Für Erika Ziltener, Präsidentin der Schweizer Patientenstellen ist das Vorgehen von Medix nachvollziehbar. Sie kritisiert aber, dass unter der Kündigung des Vertrages die Patienten zu leiden hätten: «Wichtig ist, dass die Patienten bei ihrem Hausarzt bleiben können. Es ist aber aus meiner Sicht der falsche Weg, dass die Patienten nun unter der Vertragskündigung leiden müssen.» Wenigstens könnten sie nun noch bis Ende Jahr die Versicherung wechseln.

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