Afrika gibt es nicht. Diese Einsicht eines langjährigen Korrespondenten gilt ganz besonders, wenn die Weltbank einen Bericht über den schwarzen Kontinent schreibt. Denn Afrika ist immer wieder anders, immer wieder überraschend. Ein Wirtschaftsbericht zu dieser Weltregion aber addiert und dividiert. Er vernachlässigt die Unterschiede und produziert einen Durchschnitt.
Als Ergebnis zeigt sich immerhin eine Tendenz – und die stimmt zuversichtlich: Mehr als fünf Prozent Wachstum könnten die Länder Afrikas in den nächsten drei Jahren erwirtschaften – und zwar jedes Jahr.
Grosse Reichtümer im Boden
Afrikas Reichtümer liegen unter dem Boden. Viele sind erst jüngst entdeckt worden: Erdöl- und Gasfelder, Kupfer und andere gefragte Metalle. Darin sieht die Weltbank einen wichtigen Faktor des künftigen Erfolgs. Die Exporte nehmen stetig zu, und deren Ziel ist heute schon nicht mehr hauptsächlich Europa.
China, Indien und Brasilien seien wichtiger geworden, so der Weltbankbericht. Oft sei heute auch der Zugang zu Krediten leichter, das Zinsniveau sei niedrig, die Inflation sinke.
All dies stimmt – durchschnittlich. Aber niemand lebt im Durchschnitt. Die reale Welt sieht anders aus. Und das wissen auch die Weltbank-Ökonomen. Wenn Länder reicher werden, müsste die Armut deutlich sinken. Aber hier klaffen die statistischen Werte noch oft auseinander.
Afrika fehlt wichtige Infrastruktur
Das Elend nimmt viel langsamer ab, als der Wohlstand in gewissen Schichten wächst. Die Chancen, Anschluss zu finden, sind noch sehr ungleich. Aber das ist nicht allein eine Frage des gerechten Verteilens. Das Problem liegt tiefer: Afrika fehlen grosse Stromnetze, und ohne Strom wird die Produktion nicht wachsen. So ist es schwierig, selbst Mehrwert zu schaffen und damit Arbeitsplätze und eigenes Kapital.
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Es fehlen auch Transportwege, die Handel ermöglichen würden. Das kostet viel Geld. Auch Schulen kosten Geld, Spitäler kosten. Die Weltbank ermahnt die Regierungen Afrikas darum, diese Aufgaben nicht zu vernachlässigen, wenn die Armut sinken und der Wohlstand ausgeglichen wachsen soll.
Afrikas Landwirtschaft muss zulegen
Eines der zentralen Erkenntnisse des Berichts kennt man eigentlich schon seit dem 18. Jahrhundert: «Arme Bauern, armes Königreich». Die Ökonomen der Weltbank sagen das nicht so, sie übersetzen das in heutige Sprache: Die afrikanische Landwirtschaft muss produktiver werden, sie muss grössere Mengen und bessere Qualität hervorbringen.
Denn ohne eine moderne, produktive Landwirtschaft, sagt einer der Weltbank-Direktoren, habe Afrikas Entwicklung keine Zukunft. Daran ändern auch durchschnittliche Wachstumsraten nichts.
(snep)