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Wirtschaft Aktienmärkte beenden die Rekordjagd

Chinas Wirtschaft stottert, Europas Börsen schlottern: Die Angst vor einer Straffung der Geldpolitik in den USA und die kräftigen Kursverluste in Asien haben die Schweizer Börse tief ins Minus gedrückt. Der SMI ging mit einem Minus von knapp drei Prozent aus dem Handel.

Die Börsen sind nervös: Nach dem steilen Höhenflug von einem Rekord zum anderen wird die Luft allmählich dünn. Ein nicht ganz klares Statement von US-Notenbankchef Ben Bernanke zur Geldpolitik und schwache Konjunkturdaten aus China schicken die Kurse weltweit auf Talfahrt.

Die Verlierer in der Schweiz

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Zu den grössten Verlierern  gehörten die Aktien der Luxusgüterhersteller: Richemont (- 5,3 %) und Swatch (- 4 %). Bei den Banken fielen Credit Suisse um 2,6 % und UBS um 3,7 %. Julius Bär sackte um 4,4 % ab. Betroffen waren auch Novartis, Roche und Nestle (- 2 % und mehr). Die Versicherungswerte büssten meist mehr als 2 % ein.

Der Bluechip-Index SMI fiel am Donnerstag um 2,84 Prozent auf 8168,52 Zähler. Der breite SPI verlor 2,62 Prozent. Beide Indizes hatten am Vortag Höchststände erreicht. Auch die anderen europäischen Börsen litten mit. Der deutsche Leitindex Dax schloss am Abend mit einem Minus von 2,1 Prozent bei 8351 Punkten. Noch am  Mittwoch hatte er mit 8530 Punkten auf einem neuen Rekordhoch gestanden.

In Japan begann die Talfahrt. Der Leitindex Nikkei verlor satte 7,3 Prozent. Das ist der stärkste Einbruch an der Börse in Tokio seit der Atomkatastrophe von Fukushima. Der Einbruch hängt vor allem mit enttäuschenden Konjunkturdaten für China zusammen. Der von der Grossbank HSBC erhobene Einkaufsmanagerindex für China ist im Mai erstmals seit mehr als einem halben Jahr unter die Wachstumsschwelle gesunken. Das deutet darauf hin, dass die Industrie in China geschrumpft sein könnte. Mit Folgen für die Weltkonjunktur.

Als ein weiterer Grund für die Talfahrt gelten Aussagen des US-Notenbankchefs Ben Bernanke zur Geldpolitik. Zunächst reagierten die Börsen zwar begeistert, weil Bernanke am Mittwoch (Ortszeit) eine weiterhin lockere Geldpolitik andeutete: «Ein voreiliges Ende oder eine Straffung birgt das Risiko, die wirtschaftliche Erholung abzuwürgen.» Doch die Ernüchterung folgte auf dem Fusse. Denn Bernanke schloss ein geringeres Tempo bei den Anleihekäufen nicht aus.

Gesunde Korrektur nach unten

Die schwachen Konjunkturdaten aus China spielten am Devisenmarkt dagegen kaum eine Rolle. Der Euro ist nach überraschend guten Konjunkturdaten aus der Eurozone wieder über 1,29 US-Dollar gestiegen. Gegenüber dem Schweizer Franken legte der Euro zu und stieg wieder über die Marke von 1,25 Franken. Am späteren Nachmittag kostet ein Euro 1,2512 Franken verglichen mit 1,2463 Franken am Mittag.

Händler sehen in dem Kursrückgang eine gesunde Korrektur nach einem gar starken Anstieg. Der Markt hat dieses Jahr rund ein Viertel zugelegt. «Jetzt haben wir die Korrektur, von der so viele Marktteilnehmer gesprochen haben», sagte ein Börsianer. Von Panik sei aber nichts zu spüren.

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