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Wirtschaft Alstom prüft Angebot von GE

Der französische Industriekonzern Alstom hat vom US-Konkurrenten General Electric (GE) ein Übernahmeangebot für seine Energietechniksparte erhalten. Der deutsche Rivale Siemens ist aber noch nicht aus dem Rennen. Er soll ebenfalls Gelegenheit bekommen, ein konkretes Angebot abzugeben.

Der französische Industriekonzern Alstom hat vom US-Konkurrenten General Electric (GE) ein Übernahmeangebot über 12,35 Milliarden Euro für seine Energietechniksparte erhalten.

Der Alstom-Verwaltungsrat teilte mit, die Offerte aus den USA für die Alstom-Energiesparte sei vielversprechend. Weitere Angebote, etwa von Siemens, werden nachrangig behandelt. Der deutsche Konzern äusserte sich enttäuscht über das Verhalten der Franzosen.

Der Verwaltungsrat strich in seiner Mitteilung die «strategischen und industriellen Vorzüge» des GE-Angebots heraus. Alstom-Chef Patrick Kron erklärte, das Geschäft würde «eine wettbewerbsfähigere Einheit» in der Energiebranche schaffen und es gleichzeitig Alstom ermöglichen, das Bahngeschäft zu stärken. Alstom ist vor allem für den Bau des Hochgeschwindigkeitszugs TGV bekannt.

Siemens will vier Wochen Zeit

Das Angebot werde nun bis Ende Mai von unabhängigen Mitgliedern des Verwaltungsrates geprüft, teilte das Unternehmen mit. Während dieser Zeit könne Alstom keine anderen Angebote einholen. Vorschläge Dritter könnten aber geprüft werden.

Der deutsche Rivale Siemens erhält damit noch die Gelegenheit, ebenfalls ein konkretes Angebot einzureichen. Die Münchner hatten im Übernahmepoker um Alstom erst am Dienstag ein eigenes Angebot angekündigt.

Dieses wurde allerdings an die Bedingung geknüpft, vier Wochen lang Zugang zu Daten des französischen Unternehmens zu bekommen. Zudem müssten Managementinterviews geführt werden können, hiess es.

Hat GE die besseren Karten?

Gibt es damit eine Vorentscheidung im Übernahmepoker um den französischen Industriekonzern Alstom? Französische und US-Medien berichten, dass der Verwaltungsrat dem Angebot von General Electric grundsätzlich den Vorzug gebe. Demnach ist Siemens aber noch nicht ganz aus dem Rennen.

«General Electric ist klar der bessere Kandidat», sagt auch SRF-Wirtschaftsredaktorin Marianne Fassbind. Das Unternehmen verfüge über sehr viel finanzielle Mittel und die Bilanz sei solide. Dies sei sehr gut für weitere Zukäufe, betonte Fassbind. Alstom könne zudem vom amerikanischen Markt profitieren.

Anders sieht es bei Siemens aus: «Das Unternehmen ist kürzlich durch einen Restrukturierungsprozess gegangen und ist auch finanziell längst nicht so gut aufgestellt. Zudem habe Siemens in der Energiesparte mehr Überschneidungen.

General Electric ist klar der bessere Kandidat.
Autor: Marianne Fassbind SRF-Wirtschaftsredaktorin

Auch für den Standort Alstom Schweiz wäre eine Übernahme vorteilhafter, sagt Wirtschaftsexpertin Fassbind. GE sei nämlich in der Schweiz viel weniger vertreten ist als Siemens. Zudem lasse GE die Standorte nach der Übernahme ziemlich autonom walten. GE habe natürlich auch steuerliche Vorteile.

Fassbind resümiert: «Ich denke, dass der Restrukturierungsbedarf geringer wäre und es zu einem geringeren Arbeitsplatzabbau kommen würde, wenn GE Alstom übernimmt als dies bei Siemens der Fall wäre.»

Paris und Berlin sind alarmiert

Siemens muss bei Alstom wohl noch viel Überzeugungsarbeit leisten. Bis zu einer Vertragsunterzeichnung kann allerdings viel passieren. So pocht der französische Staat auf ein Mitspracherecht.

Alstom hatte in den vergangenen Monaten heimlich nur mit General Electric über eine Übernahme verhandelt. Die französische Regierung hatte mit Empörung darauf reagiert. Sie fürchtet eine Verlagerung von Arbeitsplätzen und Entscheidungszentren, sollte GE den Zugriff auf Alstom bekommen.

Die französische Regierung erhofft sich, dass zwei europäische Weltmarktführer entstehen könnten – einer im Bereich Bahntechnik, der andere im Bereich Energie.

In Deutschland herrscht die Sorge vor einem Arbeitsplatzverlust bei der Siemens-Bahnsparte. Die IG Metall stellte für den Fall eines Tauschgeschäfts klar, dass sie Sicherheiten für die rund 11'500 Beschäftigten der Sparte einfordern werde.

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