Seit Mitternacht haben rund 300 Mitarbeiter im grössten deutschen Logistikzentrum des Online-Händlers im hessischen Bad Hersfeld die Arbeit niedergelegt. Laut einer Verdi-Sprecherin rechnet die Gewerkschaft bis zum Abend mit bis zu 450 Streikenden. Der Streik soll den ganzen Tag andauern.
Und dies mitten im Weihnachtsgeschäft: Der Online-Riese wirbt derzeit nämlich mit Rabattangeboten im Rahmen der «Cyber Sunday»-Woche. Dadurch seien Auftragsvolumen und Arbeitsdruck noch einmal «deutlich angestiegen», wie Verdi erklärt. Nun wolle man den Druck auf Amazon im Weihnachtsgeschäft erhöhen:
«Solange Amazon den Beschäftigten den Respekt und Schutz durch Tarifverträge verweigert, werden wir den Druck aufrechterhalten.»
Amazon verweigert Verhandlungen
Somit muss Amazon mit weiteren Streikaktionen rechnen. Ob der heutige Streik auch am Dienstag fortgesetzt wird oder andere Standorte sich dem Kampf anschliessen, verrät Verdi aber nicht.
Amazon selbst erklärt, dass «die Mehrheit der Arbeiter regulär und sehr engagiert» arbeite. Tatsächlich sind am Standort Bad Hersfeld alleine mehr als 3000 Mitarbeiter angestellt. Dennoch ist sich Verdi sicher, der Versandhändler könne mit dem Arbeitskampf «empfindlich» getroffen werden.
Seit Ostern 2013 will die Gewerkschaft Amazon dazu bringen, seine Mitarbeiter unter einem neuen Tarifvertrag anzustellen – zu Bedingungen, die im Versand- und Einzelhandel üblich sind. Amazon hingegen nimmt die Vereinbarungen der Logistikbranche als Massstab, in der weniger bezahlt werden muss.
Bereits im vergangenen Jahr hatte Verdi versucht, mit immer neuen Streikaufrufen im wichtigen Weihnachtsgeschäft, die Auslieferung von Paketen zu bremsen. Nach Darstellung der Gewerkschaft weigert sich Amazon kategorisch, Verhandlungen über einen Tarifvertrag aufzunehmen.