Um 82 Prozent hat die Aktie der BVZ Holding dieses Jahr zugelegt. Sie ist vor allem ein Tourismus-Unternehmen: Zu ihm gehört die Gornergrat-Bahn in Zermatt, hinzu kommen Immobilien, Beteiligungen, der «Glacier Express» – und öffentliche Gelder für die Bahnlinie Disentis-Zermatt.
Warum diese Performance in einer Branche, die sich 2015 vor allem über den starken Franken beklagt? BVZ-Geschäftsführer Fernando Lehner erklärt es im Interview mit «10vor10» so: «Wir haben seit mehreren Jahren stabile Ergebnisse, dank gutem Winter- und vor allem starkem Sommergeschäft. Diese Konstanz ist für Investoren attraktiv».
Den Asiaten ist der starke Franken egal
Weil auch die Aktie der Titlis-Bahnen um 57 Prozent zugelegt hat, sind damit gleich zwei Unternehmen aus der Tourismus-Branche unter den zehn besten Schweizer Aktien dieses Jahres.
Auch die Titel der Jungfrau-Bahnen haben über 20 Prozent zugelegt. Drei Perlen innerhalb eines schwächelnden Segments. «Diese Perlen haben eine sehr starke Marke, da sie viel ins Marketing in den asiatischen Märkten investiert haben», sagt Ronald Wildmann, Analyst bei Research Partners. Und: «Sie fokussieren nicht nur auf den Winter, sondern haben das ganze Jahr über Erträge.» Der starke Franken fällt bei den Asiaten kaum ins Gewicht, der schwache Euro ist viel wichtiger, denn vor und nach dem Abstecher auf einen Schweizer Gipfel führt ihre Europa-Reise durch Italien, Frankreich und Deutschland.
Von Zuwächsen wie jenen der Bergbahnen sind andere Firmen weit entfernt. Swatch und Richemont liegen seit Anfang Jahr um 20 Prozent und mehr im Minus – auch weil Chinas Wirtschaft schwächelt. Die Pharma-Titel bekunden laut Wildmann Mühe, weil die Anleger befürchten, dass die Pharma-Multis tiefere Gewinne einstreichen werden, wenn Hillary Clinton 2016 die US-Präsidentschaftswahlen gewinnen sollte.
Cheflöhne enthalten keine Aktien
Die Aktien von BVZ und Titlis-Bahnen haben zwei gemeinsame Eigenheiten. Die erste: Sie werden relativ wenig gehandelt. Das kann laut Ronald Wildmann dann zum Problem werden, wenn die Aktienmärkte nach unten korrigieren: «Dann wollen alle Anleger durch dieselbe Tür hinaus, und diese Tür ist relativ eng». Entsprechend sei das Rückschlagpotenzial solcher Titel hoch.
Die zweite Eigenheit: Die Chefs beider Bahnen erhalten, anders als bei anderen Firmen, keine Lohnanteile in Aktien. Sie profitieren also nicht unmittelbar vom Kursanstieg. Norbert Patt, Chef der Titlis-Bahnen, begründet dies gegenüber «10vor10» so: «Wir wollen nicht versteckte Beteiligungsprogramme oder Zusatzvorteile, von denen nur kleine Gruppen wie der Verwaltungsrat oder die Geschäftsleitung profitieren können.»
Die BVZ Holding hat im Herbst ein Beteiligungsprogramm für Kaderangestellte gestartet. Somit konnte das Kader zumindest die letzten 15 Prozent der Wertsteigerung noch mitmachen. Das ist zwar viel weniger, als über das ganze Jahr möglich gewesen wäre, aber im Vergleich zu den Aktien der meisten anderen Firmen sind 15 Prozent noch immer viel.