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Wirtschaft Auch unbezahlte Arbeit hat einen Wert

Hausarbeit, Nachbarschaftshilfe, Ehrenamt: Ohne solche unbezahlten Arbeiten würden Wirtschaft und Gesellschaft nicht funktionieren. Trotzdem zählen sie nicht in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Der Wert lässt sich deshalb nur mit aufwändigen Befragungen und Hochrechnungen abschätzen.

8,7 Milliarden Stunden unbezahlte Familien- und Hausarbeit, Nachbarschaftshilfe, Vereinsarbeit haben Männer und Frauen 2013 in der Schweiz geleistet. Damit übersteigen die unbezahlten Arbeitsstunden die bezahlten um 14 Prozent.

Zwei Drittel der unbezahlten Arbeit wird von Frauen erledigt, sagt Georges-Simon Ulrich, Direktor des Bundesamtes für Statistik (BFS). Bei der bezahlten Arbeit präsentiert sich das Verhältnis gerade umgekehrt: Die Männer leisten zwei Drittel der Lohnarbeit.

Nur die bezahlte Arbeit zählt im BIP

Der Wert der bezahlten Arbeit lässt sich vergleichsweise einfach erfassen. Wenn Geld fliesst, werden die Tätigkeiten in der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung erfasst. Dann steigt das Bruttoinland-Produkt BIP.

Der unbezahlten Arbeit können sich die Statistiker des Bundes hingegen nur auf Umwegen annähern. Zuerst befragen sie an einem Stichtag eine repräsentative Anzahl Leute zu ihrem genauen Tagesprogramm. Dann weisen sie den unbezahlten Tätigkeiten einen Geldwert zu. Dieser orientiert sich an den Löhnen, wie sie in der Wirtschaftswelt für solche Arbeiten bezahlt werden.

56 Franken für eine Stunde Kinderbetreuung

Demnach kostet beispielsweise eine Stunde Kochen 37 Franken oder eine Stunde Kinderbetreuung 56 Franken. Ziel dieser Berechnungen ist es, Zeitaufwand und Stellenwert der unbezahlten Arbeit zu kennen, um so ihre volkswirtschaftliche Bedeutung abschätzen zu können, sagt BFS-Direktor Ulrich.

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Das Bundesamt für Statistik weist die Zahlen über unbezahlte Arbeit in einem sogenannten Satelliten-Konto aus, in einer Art Schattenbuchhaltung. Deshalb weiss man nun also, dass stundenmässig mehr unbezahlte Arbeit geleistet wird als bezahlte. Wertmässig macht die Gratis-Arbeit weniger aus. In Franken und Rappen gerechnet, summiert sich der Wert der unbezahlten Arbeit aber immer noch auf 400 Milliarden Franken. Das entspricht rund zwei Drittel des offiziellen Brutto-Inland-Produkts.

Die Früchte der Arbeit gerechter verteilen

Verschiedene Politikerinnen und Politiker hatten diese Berechnungen verlangt. Denn die Früchte der bezahlten und der unbezahlten Arbeit lassen sich nur dann gerecht zwischen Männern und Frauen verteilen, wenn die Zahlen und Dimensionen bekannt sind. So erhalten Eltern bei der AHV mittlerweile Erziehungsgutschriften für die Jahre, in denen sie unbezahlte Familienarbeit geleistet haben. Davon profitieren vor allem Hausfrauen, weil so ihre AHV-Renten etwas weniger mager ausfallen.

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