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Luftaufnahme: Ein Mähdrescher bei der Ernte in Australien.
Legende: Die australische Bauernlobby hat den Verkauf von Archer verhindert. Reuters

Wirtschaft Australische Agrarlobby verhindert Milliarden-Übernahme

In Australien hat die Regierung eine milliardenschwere Übernahme im Agrarsektor gestoppt: Der US-Agrarkonzern Archer Daniels Midland kann den australischen Getreidehändler GrainCorp nicht kaufen. Die Agrarlobby hat sich durchgesetzt.

Noch im September hatte der neue liberale Regierungschef Australiens, Tony Abbott, betont, er sei «open for business» – und nun dies: Die Regierung verbietet dem US-Konzern Archer Daniels Midland (ADM) die 2,6 Milliarden Dollar schwere Übernahme des heimischen Getreidehändlers GrainCorp.

Agrarlobby setzt sich durch

Viele australische Landwirte hätten Wettbewerbsbedenken gegen die Übernahme geltend gemacht, sagte Finanzminister Joe Hockey, der in der Frage das letzte Wort hatte. Es sei zudem nicht im nationalen Interesse, dass dieses für Australien wichtige Unternehmen an einen ausländischen Besitzer gehe.

Zuvor hatten die Wettbewerbsbehörden des Landes den Kauf bereits durchgewinkt. ADM hatte vor einem Jahr erklärt, den letzten unabhängigen australischen Getreidehändler kaufen zu wollen.

Sehr liberale Landwirtschaft

«Ganz unerwartet war dieser Entscheid nicht», sagt Australien-Korrespondent Urs Wälterlin. Zwar sei Abbotts liberale Partei für eine freie Wirtschaft. Doch der Druck von Seiten der konservativen Nationalpartei, des Koalitionspartners von Abbott, sei wohl zu gross gewesen. «Die Nationalen sind sehr stark in der Landwirtschaft verwurzelt.» Und sie seien noch konservativer, als die ohnehin schon konservativen Liberalen in Australien.

Für Wälterlin ist der Entscheid aber kein Zeichen, dass der Protektionismus auf dem Fünften Kontinent nun verstärkt werde. Insgesamt verhalte sich Australien – auch im Agrarbereich – sehr liberal. So gebe es etwa keine Subventionen für Bauern wie in vielen anderen Ländern.

Immer weniger Freude an ausländischen Investitionen

Trotzdem stellt Wälterlin fest: Viele Australier haben zunehmend Mühe mit ausländischen Investitionen in ihre Wirtschaft, auch wenn diese ohne das Geld aus dem Ausland gar nicht überleben könnte.

Vor allem die Tatsache, dass das Geld zunehmend aus China kommt – und nicht mehr wie früher aus dem ehemaligen Mutterland Grossbritannien – führe bei den konservativen Australiern zu Unmut. Hier spiele auch ein Stück weit Fremdenfeindlichkeit und sogar Rassismus mit hinein, beobachtet Wälterlin.

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