Wer beim Autokauf nicht nur auf PS und Preis schaut, sondern auch auf die Ökobilanz, der kann die Auto-Umweltliste der Verkehrsclubs der Schweiz und Deutschlands zu Rate ziehen. Wegen des Skandals um Abgaswerte von Dieselautos macht der ökologische Verkehrsclub Deutschland (VCD) aber vorerst keine Liste mehr. Dort, wo er jeweils im August die neuste Auto-Umweltliste veröffentlicht, steht heute:
- «Wenn Sie sich auf Basis der VCD Auto-Umweltliste für den Kauf eines Neuwagens aus dem VW-Konzern entschieden haben und jetzt zu den Geschädigten gehören, dann tut uns dies sehr leid. Auch wir wurden betrogen und konnten nicht wissen, dass Volkswagen in so extremem Masse bei den Stickoxiden betrügt.»
Bis nicht gesicherte Daten vorlägen, gebe der VCD keine neue Auto-Umweltliste heraus, heisst es weiter.
VCS will nicht verzichten
Beim Verkehrsclub Schweiz (VCS) sei man auch schockiert gewesen über die Dreistigkeit, mit der VW und andere Autobauer die Abgaswerte ihrer Auto manipuliert hätten, sagt Kurt Egli, der für die Schweizer Auto-Umweltliste verantwortlich ist. Dennoch wolle der VCS nicht auf die Liste verzichten.
Er habe zusammen mit der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) ein System gefunden, um die Dieselautos trotzdem zu bewerten. «Das hat zur Folge, dass sie im Ranking ziemlich weit zurückfallen. Nur Dieselmodelle, die die neuen strengen Abgaswerte erfüllen, die demnächst eingeführt werden, erhalten eine gute Note.»
Dieselautos fallen aus den Top Ten
Bei seiner Bewertung von Dieselautos rechnet der VCS heute mit einem durchschnittlichen Ausstoss 400 Mikrogramm Stickoxid pro Kilometer, fünf Mal mehr als der gesetzlich vorgeschriebene Grenzwert. Trotzdem sei das wohl noch zu niedrig, glaubt Kurt Egli: «In Tat und Wahrheit sind viele Dieselmodelle noch wesentlich schmutziger.»
Wie viel schmutziger genau, sei aufgrund der heute vorliegenden Daten schwer zu sagen. Klar ist, mit der neuen Grundannahme von 400 Mikrogramm fallen Dieselautos automatisch aus den Top Ten der Auto-Umweltliste. «Nur diejenigen, die nachweisen können, dass sie wirklich sauberer sind, bekommen eine bessere Bewertung.»
Bald verlässlichere Daten
Die Beweislast liegt neu also bei den Herstellern. Grundsätzlich habe der Skandal um die manipulierten Abgaswerte dazu geführt, dass Neuwagen nun viel öfter von unabhängiger Seite getestet werden. Deshalb lägen bald verlässliche Daten über den realen Verbrauch von Dieselautos vor, zeigt sich Egli vom VCS überzeugt.
Dank dem Skandal verbessere sich also die «nicht sehr gute Situation» mit den offiziellen und oft manipulierten Angaben aus dem Labor. «Das ist die gute Seite am Skandal.» Nicht nur interessierte Privatpersonen, sondern auch Unternehmen mit vielen Firmenautos, ziehen laut dem VCS die Auto-Umweltliste zu Rate. Bei ihnen dürften Dieselautos künftig durchfallen.