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Wirtschaft Bakterien bedrohen die Menschheit

Normalerweise befasst sich die UNO mit Krieg und Frieden. An der Vollversammlung in New York sind nun aber die Bakterien das Thema. Es geht um die Bedrohung durch Antibiotikaresistenzen. Auch die Schweizer Pharmaunternehmen forschen an Antibiotika. Aber der ganz grosse Durchbruch fehlt.

Die Nase ist verstopft, der Kopf schmerzt und aus den Ohren läuft eine schleimige Flüssigkeit. Wenn bei Mittelohrentzündungen kein anderes Mittel mehr hilft, dann verschreiben die Ärzte häufig Antibiotika. Das gleiche gilt bei Lungenentzündungen. Diese Medikamente helfen gegen Bakterien.

Viele Antibiotika verlieren aber nach und nach ihre Wirkung, weil Bakterien Abwehrmechanismen entwickeln und resistent werden. Aus Sicht von Gesundheitsexperten sind diese Resistenzen eine Bedrohung für die Menschheit.

Deshalb befasst sich die UNO an ihrem Gesundheitsgipfel in New York mit dem Thema. In einer Erklärung kündigten die Mitgliedsstaaten unter anderem mehr Engagement für strengere Regulierungen an. Jedes Land werde nun einen eigenen Aktionsplan ausarbeiten. Zudem soll die Forschung mit zusätzlichen Geldern gestärkt werden.

Forschung dreht sich im Kreis

Die Pharmaindustrie tut sich in der Entwicklung neuer Medikamente schwer. Seit mehr als 20 Jahren ist es nicht mehr gelungen, grundlegend neue Antibiotika zu entwickeln. Die Erforschung neuer Verfahren verschlingt Milliarden-Beräge – ohne Garantie auf Erfolg.

Das schreckt die Firmen ab. Viele Pharmaunternehmen haben in der Vergangenheit ihre Budgets für die Entwicklung von Antibiotika zusammengestrichen und die Schwerpunkte auf andere Segmente verlegt, die rentabler sind. Dies gilt auch für die Schweizer Unternehmen.

Roche mit vorübergehendem Rückzug

«In der Branche ist man in der Vergangenheit davon ausgegangen, dass man die Infektionskrankheiten im Griff hat», sagt Roche-Sprecherin Ulrike Engels-Lange. Das sei mit ein Grund gewesen, weshalb die Entwicklung von Antibiotika Ende der 1990er Jahre nicht mehr forciert worden sei. Roche habe in anderen Bereichen mehr Möglichkeiten und Erfolge in der Forschung gesehen.

Heute konzentriert sich Roche auf Krebsmedikamente und den Bereich Diagnostik. Dabei gehörte Roche ursprünglich zu den führenden Herstellern von Antibiotika. 1969 haben die Forscher «Bactrim» gegen bakterielle Infektionen auf den Markt gebracht. Das Mittel wurde rund um den Globus zwei Milliarden Mal verkauft.

1982 lancierte Roche ein weiteres Antibiotikum, «Rocephin». Auch dieses Mittel wurde weltweit vermarktet und von 147 Millionen Patienten verwendet. Die Medikamente werden immer noch in der Schweiz, in Kaiseraugst, hergestellt.

1999 beschloss Roche, die Antibiotika-Forschung zu beenden, weil es genügend Antibiotika auf dem Markt hatte. Erst aufgrund der erneut gestiegenen Nachfrage und der vermehrten Resistenzen hat der Pharmamulti beschlossen, die Forschung wieder aufzunehmen.

Novartis und Basilea

Zwei weitere Basler Unternehmen sind im Bereich der Antibiotika-Forschung tätig: Basilea ist ein relativ junges Unternehmen, das sich auf Mittel zur Behandlung resistenter bakterieller Infektionen und Pilzerkrankungen fokussiert.

Novartis wiederum führt in den USA ein Forschungszentrum. Das Tochterunternehmen Sandoz gehört weltweit zu den grössten Herstellern von Antibiotika und Generika. Sandoz war der erste Hersteller, der 1951 das oral zu verabreichende Penicillin entdeckt hatte.

Fehlende Anreize

Die Pharmaindustrie ist zwar in der Entwicklung von Antibiotika tätig, allerdings steckt sie im Vergleich zu anderen Projekten weniger Ressourcen in diese Medikamente. Hintergrund sind die fehlenden Anreize, denn Antibiotika sind weniger rentabel und bringen den Firmen weniger Geld ein.

Die Ertragsmöglichkeiten sind gering, weil diese Medikamente zum Teil als Reserve-Antibiotika möglichst selten zum Einsatz gelangen sollten. Je seltener Antibiotika verwendet werden, desto stärker ist die Wirksamkeit. Davon profitiert zwar die Öffentlichkeit, aber nicht die Hersteller.

In der Vergangenheit hat sich gezeigt, dass Antibiotika zu oft von den Ärzten verschrieben worden sind, was das Problem der Resistenzen verschärft hat. Dem will die UNO nun entgegenwirken – mit der nun verabschiedeten gemeinsamen Erklärung.

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