Im Glarnerland schliessen bereits viele Kunden ihren Hypothekarkredite nicht mehr in der Bank sondern im Internet ab. Und diese Online-Offensive zahlt sich für das kantonale Geldhaus offenbar aus. «Hypomat» heisst das Paradepferd im Online-Stall der Glarner Kantonalbank. Auf dieser Internetplattform können Kunden vollautomatisch einen Hypokredit abschliessen.
«Das Lächeln ist einer Anerkennung gewichen»
Als Bankdirektor Hanspeter Rhyner vor drei Jahren digital auf Kundenfang ging, wurde er anfänglich nicht Ernst genommen, erinnert er sich: «Am Anfang hat man ein bisschen gelächelt, ob das wohl erfolgreich sein könnte, eine Hypothek über das Internet abzuschliessen. Aber jetzt wo man sieht, dass das sehr erfolgreich ist, ist das Lächeln einer Anerkennung gewichen.»
Der Hypomat brachte bisher Kreditabschlüsse von 500 Millionen Franken in die Kasse der Glarner Staatsbank. Jede zweite Neuhypothek wird mittlerweile im Internet abgeschlossen.
Physischer Kontakt mit Kunden ist veraltet
Das Onlinegeschäft zielt auf Kunden ausserhalb des Kantons Glarus ab. Das Wachstum stehe bei der Digital-Strategie im Vordergrund, erklärt Maurice Pedergnana. Er ist Professor für Bankführungsfragen an der Hochschule Luzern: «Die Glarner Kantonalbank ist in einem kleinen Kanton tätig, und muss zur Diversifikation aus diesem Kantonsgebiet heraus.»
Und wenn sie aus diesem Kantonsgebiet heraus wirtschaften wolle, dann müsse das heute digital erfolgen, so Pedergnana. «Denn es ist veraltet, ausserhalb des eigenen Kantons- oder Marktgebietes einen physischen Kontakt mit Kunden herstellen zu wollen.» Die Glarner Kantonalbank betreibt online zusätzlich zum Hypomaten einen Risikomaten, einen Kontomaten und einen Investomaten.
Geldfragen sind Intimitäten
Mittlerweile haben auch andere Banken ihre Vermögensverwaltung digitalisiert. Bankenexperte Pedergnana glaubt aber, dass Hypomaten und Investomaten im Schweizer Bankenwesen in nächster Zukunft Nischenprodukte bleiben werden: «Gerade in der Mentalität der Schweizer sieht man, dass eben alle Geldfragen, sei es bei der Kreditaufnahme, sei es beim Anlegen doch etwas Intimes an sich haben. Und über Intimitäten tausche ich mich doch nicht so gerne mit einem Roboter aus.»
Nichtsdestotrotz setzt die Glarner Kantonalbank weiter auf die Digitalisierung. Auch intern. Die Bankberater in Glarus nehmen längst nicht mehr den Hörer zur Hand, sondern telefonieren ausschliesslich mit Skype übers Internet.