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Wirtschaft Banker wehren sich gegen Begrenzung der Kader-Saläre

Travail Suisse rechnet vor: Die Lohnschere in der Schweiz öffnet sich weiter. Von einer Deckelung der Löhne wollen Bankenvertreter aber nichts wissen. Diese würde sie im Rennen um Talente behindern. Mancherorts macht man aber auch andere Erfahrungen.

Die Finanzbranche verwaltet das Geld der anderen. Die Top-Kader verdienen damit Rekordgehälter und Millionenboni. Eine Beschränkung der Vergütung ist für die meisten Banken kein Thema. Die Folge: Die Lohnschere in Schweizer Konzernen geht weiter auf wie der Gewerkschafts-Dachverband Travail Suisse aufzeigt.

Das Verhältnis zwischen niedrigstem und höchstem Lohn beträgt bei der Credit Suisse 1:363. Auf Platz zwei folgt die UBS. Den dritten Platz belegt Pharmariese Roche.

Freiwilliger Lohndeckel in Glarus

Solche Lohnscheren gibt es in der Glarner Kantonalbank nicht: VR-Präsident Martin Leutenegger hat vor knapp drei Jahren einen Lohndeckel von 1:10 eingeführt. Gute Mitarbeiter hat er trotzdem gefunden.

«Aus unserer Erfahrung kann ich das Instrument nur empfehlen», sagt Leutenegger. «Die Ausgestaltung muss jede Bank für sich selber vornehmen aufgrund ihrer Grösse und Komplexität.»

Natürlich ist die Glarner Kantonalbank mit international tätigen Banken nicht vergleichbar, was Art und Umfang des Geschäfts und der Risiken angeht. Doch warum soll, was im Kleinen funktioniert, im Grossen unmöglich sein?

Auch bei der Aargauischen Kantonalbank AKB gibt es seit Anfang Jahr einen Lohndeckel. Hier war es der Kanton als Eigentümer, der das Gehalt des Banken-Chefs auf 600'000 Franken reduzierte. Der neue AKB-Chef Pascal Koradi nimmt im August offiziell seine Arbeit auf. In der Medienmitteilung wird Koradi als «Wunschbesetzung» bezeichnet.

«Unnötige Einschränkung des Arbeitsmarktes»

Lassen sich also trotz Lohndeckels gute Kandidaten finden? Die AKB wollte dazu keine Stellung nehmen. Für den Geschäftsführer des Banken-Arbeitgeberverbands ist ein Lohndeckel dennoch keine Lösung für die gesamte Branche. «Man will sich nicht unnötig einschränken auf dem Arbeitsmarkt», sagt Balz Stückelberger. «Es geht darum, flexibel zu sein, auch bei den Managerlöhnen. Grad Banken, die in einem globalen Arbeitsmarkt tätig sind, möchten die Handlungsfreiheit nicht abgeben.»

Ein Blick ins Ausland zeigt, dass Banken nicht überall volle Handlungsfreiheit besitzen.

  • Ende März beschloss das israelische Parlament einen Lohndeckel für Banken und Versicherungen von 1:44. Wer mehr verdient, muss sehr hohe Steuern zahlen.
  • Die Europäische Kommission entschied 2013, die Boni auf maximal 100 Prozent des Fixsalärs zu begrenzen. Die Bankenlobby kämpft seitdem vehement gegen diese Vorgabe.

Nikolas Stredich ist auf die Suche nach Top-Kadern für die Bankenbranche spezialisiert. Der Headhunter stellt in Sachen Lohn auch bei den Arbeitnehmern ein Umdenken fest: «Das hat sich stark gewandelt. In Zeiten der Krise ist es den Leuten nicht mehr nur wichtig, über Titel zu sprechen oder über das Gehalt. Jobsicherheit, Reputation des Unternehmens und interne Entwicklungsmöglichkeiten sind wichtiger geworden.»

Aus Sicht des Banken-Arbeitgeberverbands bleiben die beiden Kantonalbanken eine Ausnahme von der Regel: «Die Lösung funktioniert offenbar. Deshalb soll auch jede Bank das Salärsystem haben, das sie will und das ihre Eigentümer wollen», so Balz Stückelberger. «Ich sage einfach, die Mehrheit will das nicht, weil sie sich nicht unnötig einschränken lassen wollen.»

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