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Das Bayer-Logo vor blauem Himmel mit Wölkchen.
Legende: Fressen oder gefressen werden, das scheint die Devise in der Pflanzenschutz- und Saatgutbranche. Keystone

Wirtschaft Bayer macht Angebot für Monsanto

Mehrmals hatte der US-Pflanzenschutz- und Saatgutkonzern Monsanto versucht, die Schweizer Rivalin Syngenta zu übernehmen, blitzte aber ab. Jetzt sind die Jäger selbst zu Gejagten geworden: Der deutsche Pharma- und Chemiekonzern Bayer hat ein Übernahmeangebot gemacht.

Er gilt als Bösewicht aus dem Mittleren Westen: Monsanto. Vor mehr als einem Jahrhundert als normaler Chemiekonzern in St. Louis gegründet, verkauft der Konzern heute so viel genverändertes Saatgut wie kein anderer auf der Welt.

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In den USA kommen heute 90 Prozent aller Sojabohnen und 80 Prozent aller Maiskolben aus dem Hause Monsanto. Allerdings wohl auch dank eines aggressiven Geschäftsmodells, das Bauern an die Kette legt. All das macht Monsanto für viele zum Hassobjekt. Dass auch das umstrittene Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat aus dem Hause Monsanto kommt, macht es nicht besser.

Hart umkämpfter Markt – Aktie unter Druck

Stellenabbau in Morges

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Monsanto plant, im waadtländischen Morges 75 von 144 Stellen zu streichen. Das berichtete die Westschweizer Zeitung «24 Heures» online. Der Saatguthersteller hatte Anfang Jahr angekündigt, weltweit weitere 1000 Stellen abzubauen. Insgesamt sollen bis 2018 3600 Arbeitsplätze entfallen, was 16 Prozent der Belegschaft entspricht.

Für viele passte es daher ins Bild, dass der mächtige US-Konzern Jagd auf die kleinere Syngenta machte. Dass Monsanto nun selbst Objekt der Begierde geworden ist, überrascht. Allerdings nur auf den ersten Blick, denn Monsanto macht gerade – wie auch seine Konkurrenten – eine Durststrecke durch.

Als Folge der weltweiten Wirtschaftsflaute sind auch die Preise für landwirtschaftliche Produkte eingebrochen. Die Turbulenzen in Schwellenländern wie Brasilien haben Spuren hinterlassen. Kommt hinzu, dass bei Monsantos Pflanzenschutzmittel Roundup zunehmend Probleme mit Resistenzen gibt.

Starke Ersatzprodukte sind nicht in Sicht. Monsantos weitverbreitetes, aber auch viel kopiertes Pflanzenschutzmittel Glyphosat steht zudem im Verdacht, Krebs zu erregen, weshalb der Verlust der Zulassung droht. Die Geschäfte laufen derzeit nicht rund. Monsanto musste die Gewinnprognose für dieses Jahr kürzlich kappen. Der Aktienkurs steht unter Druck.

Bessere Position dank Aspirin plus Agrochemie

Die Suche nach neuen Wachstumsfeldern war der Grund, warum Monsanto im letzten Jahr die Fühler nach Syngenta ausstreckte. Das ist auch der Grund, warum sich jetzt der Pharma- und Chemiekonzern Bayer an Monsanto heranpirscht. Der Aspirin-Produzent will damit sein Geschäft mit Agrochemie aufpolieren.

Man habe sich mit Mitgliedern der Monsanto-Geschäftsleitung getroffen, um «vertraulich über eine einvernehmliche Übernahme» zu sprechen, teilte Bayer mit. Die Amerikaner sprachen von einer «unverbindlichen, unerbetenen Offerte», ohne Zahlen zu nennen. Der Verwaltungsrat will das Angebot nun prüfen. Monsantos Börsenwert beträgt rund 42 Mrd. Dollar.

Für viele Branchenbeobachter kommt der Übernahmeversuch daher nicht überraschend. Zumal die Branche ohnehin im Fusionsfieber steckt: Syngenta verschmilzt mit ChemChina, DuPont tut sich mit Dow Chemical zusammen, daraus dürfte sogar ein neuer Weltmarktführer entstehen.

Die grossen Unternehmen versuchen, sich damit besser zu positionieren, um erstens besser durch die derzeitige Flaute zu kommen, um sich aber zweitens auch schon fit zu machen für den nächsten Aufschwung. Wer nicht selber frisst, der wird gefressen – ob Bösewicht oder nicht.

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