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Symbolbild: Blick in ein Labor mit Fläschchen und Gläschen.
Legende: Die Gundlagenforschung in der Biomedizin darf nicht vernachlässigt werden. Keystone

Wirtschaft Biomedizin: Spitzenposition ist nicht gottgegeben

Die Schweiz ist in der Biomedizin im internationalen Vergleich eine Spitzenreiterin. Will sie ihre Position in Forschung, Innovation und Pharma behalten, braucht es aber weiterhin grosse Investitionen. In allen Bereichen.

Der Wissenschaftsrat SWIR warnt in einem Bericht davor, dass die biomedizinische Forschung in der Schweiz ins Stocken geraten könnte. So hemme der Druck auf die Wissenschaftler, «nützliche» und anwendbare Resultate zu produzieren, mutige und neuartige Ansätze in der Grundlagenforschung. Der SWIR, der den Bund zu Bildung und Wissenschaft berät, ortet auch Schwächen bei der klinischen Forschung.

Spitzenposition verteidigen

Biomedizin

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In der biomedizinischen Forschung geht es um das Verständnis der lebenden Materie, sie ist die Schnittstelle zwischen Biologie und Medizin. Über 40 Prozent der 2012 vom Nationalfonds geförderten Projekte stammten aus diesen Bereichen. Zudem investiert die Pharmaindustrie pro Jahr rund vier Milliarden Franken in Forschung und Entwicklung.

Zwar sei die biomedizinische Grundlagenforschung in der Schweiz nach wie vor ausgezeichnet und entspreche dem internationalen Niveau, attestiert der Wissenschaftsrat. Doch er ortet negative Trends, die zu Herausforderungen in dem Forschungszweig führen könnten. «Wenn man an der Spitze ist, braucht es noch mehr Energie, um dort zu bleiben», sagt der Basler Medizinprofessor und Mitglied des SWIR, Daniel Scheidegger. Gerade die Schweiz als vergleichsweise kleines Land müsse sich immer wieder anstrengen, um die Spitzenposition zu halten.

Probleme ortet Scheidegger unter anderem in der Politik: «Ein Teil unseres Erfolges war die offene Schweiz» – damit spricht Scheidegger die drohenden Einschränkungen im Zuge der SVP-Einwanderungsinitiative an. Bislang habe man die weltweit besten Leute holen können. Damit zusammen hängen auch die Investitionen der Pharmafirmen in der Schweiz. «Die globalen Unternehmen können ohne weiteres auf andere Länder ausweichen – dann wären wir sofort gefährdet», so Scheidegger. Entsprechend seien sowohl die Politik wie die Pharmafirmen gefordert.

Innovation kann nicht geplant werden

Wichtig sei, dass die Forschungsfelder weiterhin von den Wissenschaftlern definiert werden könnten, und nicht von irgendjemandem – beispielsweise der Politik – vorgegeben werden. Denn: «Innovation kommt dort, wo man sie eigentlich nicht erwartet», sagt der ehemalige Chefarzt mit jahrzehntelanger Erfahrung. Weiter müsse auch die klinische Forschung gestärkt werden. Weil es schwierig sei, in diesem Bereich Karriere zu machen, brauche diese vermehrten Support.

Soll alles gemacht werden, was möglich ist?

Eine dezidierte Meinung vertritt Scheidegger auch in Bezug auf die neusten, individualisierten und dadurch extrem teuren Medikamente. «Wir müssen uns überlegen, ob wir gewisse Dinge nicht mehr machen sollten, die durch diese Forschung herausgefunden werden.» Es gebe Bereiche, da sei der Nutzen «praktisch null – und trotzdem tun wir es». Die Gesellschaft müsse sich überlegen, «was wir uns in einem solidarisch getragenen Gesundheitswesen leisten können und wollen».

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