Sechs Zementhersteller müssen eine Strafzahlung in der Höhe von 3,1 Milliarden Real (1,2 Milliarden Franken) leisten. Die brasilianische Kartellbehörde verhängte die Busse wegen Preisabsprachen.
Über zwei Jahrzehnte sollen sich die Unternehmen gegenseitig abgesprochen haben, um Konkurrenten vom Markt zu drängen. Sie müssen der Entscheidung
zufolge auch ihr Geschäft auf grossen Märkten verkleinern und gegenseitige Beteiligungen abstossen. Die Hersteller hatten argumentiert, dass es für Preisabsprachen keine Beweise gebe.
Hohe Busse für Holcim
Neben Holcim sind auch Cimpor Cimentos de Portugal sowie Votorantim Cimentos, Intercement Brasil, Itabira Agro Industrial und Cia de Cimentos Itambe betroffen. Auf sie entfallen drei Viertel des Zement- und Betonmarktes in Brasilien. «Dieses Kartell
war so mächtig, dass es ein klares strategisches Ziel gab», sagte Kartellwächter Marcio de Oliveira Junior.
Der Entscheidung zufolge muss allein der brasilianische Marktführer Votorantim umgerechnet rund 600 Millionen Franken zahlen. Bei Holcim sind es rund 203 Millionen Franken.
Konzerne wollen sich wehren
Der Entscheidung waren achtjährige Ermittlungen vorausgegangen. Votorantim kündigte umgehend an, gegen die Entscheidung juristisch vorzugehen. Sie sei ungerechtfertigt und habe keine rechtliche Grundlage.
Auch Holcim will sich gegen die Strafe wehren. Die brasilianische Tochterfirma habe sich stets an das Gesetz gehalten, betonte der Konzern in einer Medienmitteilung. Der Unternehmen werde nun «alle verfügbaren rechtlichen Schritte» unternehmen, um seine Position zu verteidigen.
Ein mit dem Fall betrauter Anwalt sagte, derart hohe Strafen und ein erzwungener Verkauf von Firmenteilen habe es in vergleichbaren Fällen weltweit noch nie
gegeben. Die Branche vertritt zudem den Standpunkt, dass die Kartellbehörde nicht befugt ist, den Unternehmen eine Schrumpfung ihres Geschäfts aufzuerlegen.
Lafarge zahlte bereits
Holcim steht gegenwärtig vor der Fusion mit dem französischen Konkurrenten Lafarge. Die Nummer eins und zwei der Welt hatten Anfang April bekannt gegeben, durch einen Zusammenschluss ihre Vormachtstellung auf dem boomenden Zementmarkt sichern zu wollen. Der Deal soll im ersten Halbjahr 2015 abgeschlossen werden. Mehrere Kartellbehörden müssen der Fusion allerdings noch zustimmen.
Im vorliegenden Fall hatte Lafarge bereits 2007 im Rahmen eines Vergleichs eine Strafe von 43 Millionen Real (17 Millionen Franken) gezahlt.