Ferien im Internet buchen und sich das Reisebüro sparen. Dieses Verhalten der Web-Generation hat den Reiseanbietern lange die Umsätze vermiest. Nun aber spürt die Branche einen Umschwung, der sich auch mit Zahlen belegen lässt. Es gibt offensichtlich wieder zahlreiche gute Gründe für den Gang ins Reisebüro.
Eine Rolle spiele sicher die tiefere Kreditkartenlimite bei jüngeren Konsumentinnen und Konsumenten, meint Prisca Huguenin, Mediensprecherin von Hotelplan Suisse. Im Reisebüro dagegen könne per Rechnung bezahlt werden.
Kuoni: Zeit sparen und sicher sein
Kuoni-Kommunikationschef Peter Brun kann dies nur bestätigen.Viele Kunden verlören zudem im Internet den Überblick: «Es ist auch eine Zeitfrage. Wer will schon stundenlang Hotelportale vergleichen und dann trotzdem nicht sicher sein, dass das Investment in die Ferien stimmt.»
Bei Kuoni haben die Buchungen im Reisebüro im Vorjahresvergleich doppelt so stark zugenommen wie jene übers Internet. Der Reisekonzern macht heute mit weniger Reisebüros mehr Umsatz.
Einkaufserlebnis und Pragmatismus
Michel Rudin vom Konsumentenforum Schweiz erhält viele Rückmeldungen von Ferienbuchern. Er beobachtet auch die Tendenz, dass wieder vermehrt das Einkaufserlebnis im persönlichen Gespräch gesucht wird – bei einem gut informierten Reisebüro an der Ecke. Dort lasse sich die Vorfreude auf die Ferien besser zelebrieren, die ja bekanntlich die schönste Freude sei.
Ein Hauptpunkt ist aber auch gemäss Rudin die Sicherheit. Im Reisebüro würden vor allem komplexe Reisen gebucht. Also Rundreisen mit verschiedenen Hotels, Flügen und vielleicht noch einem Mietauto. «Wer nur einen Flug und ein Hotel benötigt, macht das weiterhin online», stellt er fest.
Der Entscheid für einen Gang zum Reisebüro wird also wohl künftig vor allem von der Art der Reise abhängen und weniger vom Konsumenten. Erfolg werden somit jene Reiseunternehmen haben, welche die Kunden sowohl online bedienen und bei Bedarf im Reisebüro kompetent beraten können.
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