Chinas Wirtschaftsmotor gerät ins Stocken. Im zweiten Quartal 2013 betrug die Steigerung des Bruttoinlandprodukts (BIP) noch 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das berichtete das Statistikamt am Montag in Peking.
Das Wachstum der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt lag damit gerade noch auf dem Jahresziel der Regierung, das in den vergangenen Jahren aber immer sehr vorsichtig gesetzt und meist deutlich übertroffen worden war. Analysten hatten die Abkühlung erwartet. Bereits in den ersten drei Monaten des Jahres war der Zuwachs auf 7,7 Prozent gefallen.
Exporte eingebrochen
Die schwächelnde Konjunktur hatte sich bereits in den vergangenen Wochen angedeutet. Im Juni waren die Exporte überraschend eingebrochen, obschon Experten einen Zuwachs um 3 bis 4 Prozent erwartet hatten. Auf 3,1 Prozent bezifferte die Zollverwaltung schliesslich den Rückgang im Vergleich zum Vorjahresmonat. Sie machte die schwache globale Nachfrage, den starken Wechselkurs und höhere Arbeitskosten für den Rückgang verantwortlich.
Im gesamten Jahr 2012 hatte das Wachstum bei 7,8 Prozent gelegen – das schwächste Jahr seit 1999. Im Vergleich zum minimalen Wachstum in Europa und den USA erscheinen Wachstumszahlen wie in China bemerkenswert, doch besteht beim Reich der Mitte noch Nachholbedarf.
Peking will nachhaltigere Wirtschaft
Laut Asien-Korrespondent Urs Morf ist das verlangsamte Wachstum von der chinesischen Regierung bis zu einem gewissen Grad durchaus gewollt. Seit einigen Monaten sei sie sehr zurückhaltend mit der Kreditvergabe. Damit verhindere Peking, dass neues Geld in Industrien fliesse, die bereits jetzt zu viel produzieren. Oder die Umwelt verschmutzen.
China gehe mit dieser Strategie auch Risiken ein, sagt Morf. So werden bei einem zu kleinen Wachstum nicht mehr genügend Arbeitsplätze geschaffen für die jungen Chinesen. «Im Moment ist aber diese Grenze eindeutig nicht erreicht», so Morf weiter.
Globale Auswirkungen
Für die Weltwirtschaft sei die neue Politik Pekings mittelfristig eher vorteilhaft, ist der Asien-Korrespondent überzeugt: Durch den Abbau von Überkapazitäten würden weniger Billigprodukte auf den Weltmarkt geworfen. Zudem würden durch eine Stärkung der Binnenwirtschaft die Chinesen selber reicher. Das bedeute mehr Konsum und mehr Importe, was wiederum der Weltwirtschaft – also anderen produzierenden Ländern – helfe.