Die chinesische Wanda-Gruppe setzt ihre Einkaufstour in Hollywood fort. Für rund eine Milliarde Dollar kauft der Unterhaltungskonzern die US-Produktionsfirma Dick Clark, welche die «Golden Globes» und andere grosse TV-Shows für das US-Fernsehen produziert.
Wanda gehört Wang Jianlin, einem der reichsten Männer Chinas, der dort bereits die grösste Kino-Kette betreibt. Dick Clark passt relativ gut in sein Portfolio, besitzt er doch bereits das Hollywood-Studio Legendary Entertainments und die grosse US-Kino-Kette AMC Entertainment. Nun kommt die TV-Produktionsfirma für die Award-Shows dazu, wo Filme und Musik auch noch indirekt beworben werden.
Die Strategie ist klar, wie SRF-Korrespondent Martin Aldrovandi in Schanghai erklärt: Wanda-Chef Wang Jianlin will in Hollywood einen Fuss in der Tür haben. Dort, wo sozusagen die Popkultur für die ganze Welt produziert wird. Das passt auch zur Strategie der chinesischen Regierung, langfristig ihre sozialistischen Werte vermehrt global einzubringen.
Schere bereits im Kopf?
Das allerdings ist eine sehr langfristige und ganz langsame Strategie. Was man laut Aldrovandi bereits jetzt beobachten kann: Grosse Hollywood-Filme verzichten auf Kritik an China. Auch werden vermehrt chinesische Schauspieler für Hollywood-Filme gecastet: «Zurzeit geht es aber eher noch um den grossen chinesischen Markt, mit dem es sich Hollywood nicht verscherzen will.»
Ob das chinesische Publikum vermehrt Hollywood-Produktionen zu sehen bekommt, bleibt abzuwarten. Zwar sind Hollywood-Filme in China bereits jetzt sehr beliebt, unterstehen aber einer Zensur wie auch die inländischen Filme: Es dürfen hier keine kritischen Inhalte gezeigt werden. Die Regierung darf nicht negativ dargestellt werden.
Auch die jährliche Anzahl der gezeigten ausländischen Filme ist offiziell beschränkt. Von den ausländischen Blockbustern kommen in der Regel jährlich 34 Filme nach China. In diesem Jahr werden es ein paar mehr sein.
Vermehrt Co-Produktionen zu erwarten
Neben der Zensur geht es China nicht zuletzt um den Schutz der heimischen Filmindustrie. Sicher wird es in Zukunft aber vermehrt Co-Produktionen geben wie etwa «The Great Wall» mit Matt Damon. Für diese zeichnen Wandas Legendary Entertainments und Universal Studios. Die chinesische Geschichte mit einem westlichen Hauptdarsteller soll in beiden Märkten funktionieren und gleichzeitig der chinesischen Regierung gefallen.
In China ist die Unterhaltungsindustrie allein aufgrund der Grösse des Landes bereits zu Riesenform aufgelaufen. Dass China als Produktionsstätte Hollywood den Rang ablaufen könnte, ist laut Aldrovandi aber eher unwahrscheinlich. Denn dafür seien die globalen Geschmäcke einfach zu stark an Hollywood gewöhnt. China als Kinomarkt allerdings habe sehr grosse Chancen, die USA zu überholen. Laut Schätzungen könnte dies bereits 2017 der Fall sein.