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Wirtschaft Dafür will sich Economiesuisse einsetzen

Heinz Karrer, Verbandspräsident von Economiesuisse betont im «Tagesgespräch», sich stärker für die Europa- und Wirtschaftspolitik zu engagieren. Viele Menschen hätten Angst vor der Zukunft, aber als Gegenmittel sei von grösster Bedeutung die permanente Weiterbildung bei Arbeitnehmer und Unternehmen.

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse hat an seiner jährlichen Medienkonferenz bekanntgegeben, wo seine Prioritäten in den kommenden Monaten liegen:

  • Europapolitik: Economiesuisse will sich in diesem Bereich stärker engagieren. Der Verband begrüsst den Plan des Bundesrats, die Einwanderung per Schutzklausel zu begrenzen.
  • AHV Plus und Grüne Wirtschaft: Economiesuisse sagt den beiden Initiativen aus dem links-grünen Lager den Kampf an.
  • Energiestrategie 2050: Sie soll möglichst unternehmensfreundlich ausgestaltet werden.
  • Unternehmenssteuerreform III: Die Reform ist laut Economiesuisse unabdingbar, um die Wettbewerbsfähigkeit des Wirtschaftsstandorts Schweiz zu erhalten.

Konzentration auf die Innenpolitik

Die Einflussnahme auf die schweizerische Wirtschaftspolitik, auf die Arbeit im Parlament und die Meinungsbildung bei Abstimmungsvorlagen stellt der Präsident von Economiesuisse, Heinz Karrer, in den Vordergrund.

«Die Weltwirtschaft können wir nicht beeinflussen, der Motor läuft dort auch nicht gut. Demzufolge konzentrieren wir uns auf die innenpolitische Punkte», sagte Karrer im «Tagesgespräch».

Wichtig sei dabei, in die Diskussion mit Bürgern und Wirtschaftsführern einzutreten und zu hören, was die Nöte seien. Dann aber auch aufzuzeigen, vor welchen Problemen die Unternehmen stehen. Vor 2 Jahren habe Economiesuisse mit dem Thema «Wirtschaft und Gesellschaft» gestartet. Die Analyse war, dass eine Vertrauenserosion der Institutionen stattfindet: Nicht nur bei der Wirtschaft, auch in der Politik oder etwa bei den Kirchen. «Denn Vertrauen ist letztendlich die Grundlage, wenn es dann etwa um Abstimmungen geht.»

Bei solchen Diskussionen mit Unternehmern sei Vieles deutlich zum Ausdruck gekommen. Etwa im Nachgang zur Masseneinwanderungsinitiative seien viel deutlicher als vermutet die Ängste rund um die Einwanderung zum Ausdruck gekommen. Oder auch die Sorgen um die Altersvorsorge, selbstverständlich bei Älteren ein stärkeres Thema als bei Jüngeren.

Schrumpft der Einfluss von Economiesuisse?

Es gibt aber auch kritische Stimmen, die sagen, dass der Einfluss von Economiesuisse nicht mehr gross sei. Oder wie es Unia-Gewerkschafter und Nationalrat Corrado Pardini (SP/BE) sagte, Economiesuisse sei «engstirnig».

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Heinz Karrer räumt ein, dass der Einfluss der Verbände grundsätzlich geschrumpft sei: «Viele andere Interessenorganisationen spielen in der Zwischenzeit auch eine Rolle. Auch soziale Medien machen es zusätzlich möglich, sich beliebig in politische Diskussionen einzubringen.» Die Frage sei aber, welche Wirkung man in politischen Prozessen erziele. In den vergangenen vier Jahren habe Economiesuisse einzelne Abstimmungsvorlagen verloren, aber mit Abstand die meisten klar gewonnen. Zum Vorwurf der Engstirnigkeit von Economiesuisse zeigt sich Karrer «eher überrascht». Was die Sozialpartnerschaft angehe, halte diese der Verband sehr hoch und die Sozialpartner sässen mit am Tisch.

Beziehung zur EU und die 4. Industrielle Revolution

Für Economiesuisse sei das Verhältnis zur EU unglaublich wichtig, mit den 55 Prozent der Schweizer Exporte in die EU und 75 Prozent der Importe aus der EU, erklärt Karrer: «Die Wahrscheinlichkeit, dass wir über das Verhältnis mit der EU auch wieder einmal abstimmen müssen, ist relativ gross. Wir tun also gut daran, das Verhältnis darzustellen, wie es ist, und das konsequent.»

Auch die Digitalisierung führe zu Veränderungen in der Arbeitswelt. «Das sind aber auch Voraussetzungen, die neue Arbeitsplätze kreieren. Also wenn z.B. Roboter eine grössere Bedeutung erhalten, stellt sich die Frage, wer baut denn die Roboter und die Software dafür.»

Das zeige die Vergangenheit, erklärt Karrer: «Vor zwanzig Jahren hatte der industrielle Sektor in der Schweiz einen Anteil von 20 Prozent an der Wirtschaftsleistung. Heute sind es immer noch 20 Prozent- Nur – der industrielle Sektor sieht heute komplett anders aus als vor 20 Jahren.» Das zeige, dass es den Unternehmen gelungen sei, sich permanent durch Innovation zu erneuern.

Viele Leute hätten zwar Angst, aber von grösster Bedeutung sei permanente Weiterbildung – diese müssten Arbeitnehmer zuoberst halten und auch die Unternehmen sollten alles tun, damit Mitarbeiter in einem dauernden Weiterbildungsprozess bleiben, so Karrer.

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