Über 3,1 Milliarden Dollar wurden in diesem Sommer für Fussballtransfers an Ablösen bezahlt. Alleine 2,4 Milliarden kamen aus den «Big 5» der Ligen (England, Deutschland, Frankreich, Italien, Spanien). Insbesondere in England steigen die Summen ins Unermessliche, denn diese machen fast die Hälfte der Transfergelder der Top-5-Ligen aus. Auf Grund der hohen Beliebtheit der englischen Premier League in der ganzen Welt – vor allem in Asien – werden sowohl die TV-Gelder als auch die hohen Transfersummen weiter steigen.
Aber ist das wirtschaftlich gesehen eine ungesunde Entwicklung? «Nein», sagt Patrik Lang von der Bank Julius Bär, «Sky Sport und British Telecom vermarkten die Rechte optimal und mit hohen Gewinnen.» Dies sei in Deutschland und in anderen Ländern noch nicht der Fall. «Insbesondere die Bundesliga ist massiv unter Druck», erklärt Lang. «Wenn sie ihre Rechte nicht bald optimaler vermarktet, droht eine Zuliefererrolle, in welcher die grossen Stars mittelfristig nach England wechseln werden.»
Umverteilung als Chance?
Auch Bernhard Heusler, Präsident des FC Basel, ist sich der Situation bewusst. Eine Monopolstellung der englischen Liga, wie sie die amerikanischen Profiligen im American Football oder Basketball haben, erwartet der Wirtschaftsanwalt jedoch nicht. «Es hat allerdings eine Zementierung der Topligen stattgefunden, durch welche es für einen Schweizer oder österreichischen Verein unmöglich wird, sich international an der Spitze zu etablieren.»
Interessant ist auch zu sehen, welche Wirkung die Gelder aus England für die anderen Ligen hat. Unter anderem sei die Premier League mit ihren Transfergeldern in diesem Sommer der zweitgrösste Sponsor der Französischen Ligue 1 gewesen.
Ist also die Umverteilung eine Chance? «Innerhalb der Topligen ist das schon ein positiver Effekt. Dass die Gelder aber den direkten Weg in die Schweiz finden, ist eher unwahrscheinlich», erklärt Heusler.
Platzt die «Fussballblase»?
Wie lang sich das System noch bewähren wird, ist unklar. Ein Ende der Preistreiberei ist nicht in Sicht. «Die einzige Gefahr, welche in der nahen Zukunft besteht, ist dass sich die Vereine auf Grund des zunehmenden Drucks verschulden», meint Patrik Lang. Dass ganze System sei jedoch so profitabel, dass kein Platzen der «Fussballblase» drohe.
Auch Bernhard Heusler macht sich keine Sorgen: «Es ist ein aufgeheizter Markt, das sieht man alleine schon an der Umsatzsteigerung der Champions League von 1,3 auf 1,8 Milliarden im Verlauf der letzten Jahre. Das Fundament ist jedoch so breit, dass in nächster Zeit ein Platzen der Blase nicht abzusehen ist.»