Wo sich der Prime Tower in die Höhe schraubt und eine exklusive Wohnliegenschaft nach der anderen entsteht, baut eine Firma auf einer Fläche von 50‘000 Quadratmetern Maschinen für die weltweite Öl- und Gas-Industrie. Rund 1000 Mitarbeiter stellen für MAN Turbinen und Kompressoren her. Es ist das letzte grosse Industrie-Unternehmen in Zürich-West.
Vor gut 200 Jahren gab eine Firma dem Stadtgebiet seinen bis heute gültigen Namen: Escher Wyss. Im 20. Jahrhundert siedelten sich weitere Unternehmen an und machten Zürich-West zum Industrie-Quartier mit 3000 Beschäftigten.
Aufgrund von Krisen und zunehmender ausländischer Konkurrenz bauten viele Firmen ab den 1970er-Jahren ihren Standort in Zürich ab, lösten sich auf oder gingen an neue Besitzer. So auch Escher Wyss, die bereits 1966 von Sulzer übernommen wurde und 2000 an den deutschen Konzern MAN ging. Die Maschinenfabrik ist heute ein Teil von MAN Diesel & Turbo und hat als einzige am Escher Wyss überlebt.
«Wir sind das letzte gallische Dorf», sagt Uwe Lauber, Chef von MAN Diesel & Turbo Schweiz. «Zürich als Standort als solches ist höchstgradig attraktiv», ist er überzeugt. Man müsse heute als Arbeitgeber zunehmend hohe Lebensqualität bieten – und diese sei in der Stadt Zürich mehr als vorhanden. Und Dank der Nähe zur ETH und anderen Hochschulen finde auch das Unternehmen die benötigten hochqualifizierten Ingenieure.
Vermieterin Allreal hält an Industrie fest
Auch die börsenkotierte Schweizer Immobilien-Gesellschaft Allreal, die Besitzerin des Areals von MAN Diesel & Turbo ist, betont die Attraktivität Zürichs als Industrie-Standort. Allreal hatte diesen Teil des Escher-Wyss-Areals 2002 gekauft und erst vergangenen Monat bekannt gegeben, dass der Mietvertrag mit MAN Diesel & Turbo um 10 Jahre verlängert würde. Mietzins: 8,6 Mio. Franken jährlich.
Weshalb lässt Allreal ein Industrie-Unternehmen als Mieter gewähren und zieht auf dem Escher-Wyss-Areal nicht weitere Wolkenkratzer oder Büro-Flächen in den Himmel? Es sei kein Akt des Gutmenschentums, sagt Matthias Meier von Allreal gegenüber «ECO». 10‘000 m2 der Fabrikhallen stünden unter Denkmalschutz. Sie können nicht einfach durch Wohn- oder Büro-Immobilien ersetzt werden. Allreal erziele zudem mit MAN Diesel & Turbo eine Rendite, mit der man «sehr zufrieden» sei.
Bis auf Weiteres wird Zürich also sein «städtisches» Industrie-Unternehmen behalten – und damit ein letztes Stück Tradition in Zürich-West.