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Der Swatch-CEO hebt eine Hand in die Höhe und mit der anderen Hand hält er ein Mikrofon.
Legende: Ein stolzer Nick Hayek präsentiert in Shanghai die neueste Swatch-Uhr. ZVG

Wirtschaft Das tickende Plastikgeld

Bellamy heisst das jüngste «Baby» aus Nick Hayeks Familie und es spricht Chinesisch. Die neuste Kunststoffuhr sieht aus wie eine Swatch der ersten Stunde, doch sie tickt ein kleines bisschen anders. Denn sie ist das erste Plastikgeld, das am Handgelenk getragen wird.

Die erste Uhr mit Bezahlfunktion aus dem Hause Swatch wurde heute in Shanghai den Medien präsentiert. Getreu der Linie seines Vaters hat sich Nick Hayek damit wieder der Einfachheit zugewandt: Simpel und funktional.

Schnelle Chinesen

Es sieht nicht nach einem Zufall aus, dass Swatch sein Geheimnis da lüftet, wo im Moment das Geschäft der ganzen Swatchgruppe am meisten wächst: in China. Doch alleine am boomenden Markt liege es nicht, sagte Nick Hayek heute morgen in Shanghai. «Die Chinesen haben einfach etwas geschafft, wofür die Schweizer viel mehr Zeit brauchen.»

Sein Seitenhieb galt den Schweizer Banken, mit denen die Verhandlungen für das Bezahlsystem etwas harziger verlaufen würden, als mit dem chinesischen Partner Union Pay. Dieser übernimmt die Abwicklung der neuen Art der bargeldlosen Zahlung im fernen Osten. «In nur drei Monaten haben wir es in China geschafft, unsere Uhr ins grösste chinesische Bezahlsystem zu integrieren», so der Konzernchef. In der Schweiz rechnet Hayek, dass die Uhr bis spätestens nächsten Frühling ebenfalls in den Läden ist. Geplant ist ausserdem eine Lancierung in den USA.

Herzstück des Zeitmessers ist ein Chip, wie ihn auch die meisten Kredit- und Bankkarten heute verwenden. Die sogenannte NFC-Technologie (Near-Field-Communication) gilt als sicheres Bezahlungsmittel. Einmal vor ein Bezahlterminal gehalten, läuft der Bezahlvorgang über ein herkömmliches Bezahlsystem einer Bank, in China ist dies die Bank of Communications.

Guter Freund

Mit der neuen Bezahluhr scheint Swatch wieder auf sein ursprüngliches Zielpublikum zu zielen. Mit umgerechnet gut 85 Schweizer Franken liegt die alternative Bankkarte preislich weit unter einer Smartwatch. Hayek vermied es denn auch tunlichst, das Wort «Smart-Watch» an der Pressekonferenz zu verwenden.

Er sprach dafür von smarten Konsumenten, die eine funktionale Uhr kaufen wollten. Bellamy soll übrigens ein Wortspiel sein und entfernt an einen guten Freund auf Französisch erinnern – oder aber an den amerikanische Autoren Edward Bellamy, der schon 1888 in einer Novelle vom bargeldlosen Zahlungsverkehr träumte.

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