Nachdem Stürme in der Nordsee den Gewinn von ABB nach unten gerissen haben, greift der Industriekonzern in seiner Sparte Energietechniksysteme zu einem Restrukturierungsprogramm. Neben den Stürmen hätten einige operative Probleme aufs Ergebnis durchgeschlagen.
Ob und in welchem Umfang Personal abgebaut werde, ist unklar. Im «WEF live»-Interview in Davos sprach Konzernchef Ulrich Spiesshofer davon, dass die Kostensenkung anders angegangen würde.
Zu einem möglichen Personalabbau sagte der seit September 2013 amtierende CEO: «Auf der Personalseite ist es so: Der Markt ist gross, wir haben einen riesigen Markt vor uns in der ABB. Die Ressourcen, die wir freisetzen können, setzen wir sofort wieder für das Wachstum mit ein.» Man hätte vielmehr auf der Einkaufsseite versucht, «die Wertkette zu entschlacken» und überprüfe sämtliche Prozesse.
«Darüber hinaus entstanden ABB nicht-operative Aufwendungen für bestimmte ältere Sachverhalte des Konzerns», schreibt das Unternehmen, ohne Details zu nennen.
Das seien rechtlichen Belange, auf die Finanzchef Eric Elzvik laut AWP aus Gründen der Vertraulichkeit nicht genauer eingehen und diese auch nicht genauer beziffern wollte. Ein Teil dieser Sonderkosten sei auch bedingt durch Verluste aus kleineren Verkäufen, liess er immerhin wissen.
Mitarbeiter evakuiert
Neben den 50 Millionen Dollar für Restrukturierungen werde das operative Ergebnis vor Abschreibungen und Amortisationen (EBITDA) durch Kosten von 260 Mio. Dollar belastet.
Diese seien durch Verzögerungen bei Windkraftanlagen in der Nordsee entstanden, wo im Winter schwere Stürme gewütet hatten, hiess es. Die Stürme hätten Installationen und operative Abläufe verlangsamt und zu kostspieligen Verzögerungen geführt.
Die Winterstürme im Dezember hätten alle Projekte in der Nordsee betroffen und dies in jeweils heiklen Projektphasen, sagte Spiesshofer laut AWP. So hätten mehrere Male Crews von Offshore-Windkraftanlagen evakuiert werden müssen. «Ich nehme lieber einen Abschreiber in Kauf, als dass ich Menschenleben riskiere», sagte der seit vergangenem September amtierende Konzernchef.
Dass ABB nun wie Bekleidungsfirmen schlechte Geschäfte auf das Wetter schiebe, liess Ulrich Spiesshofer im «WEF live»-Interview nicht gelten. «Wenn Sie grosse Projekte in der Nordsee 30, 40 km offshore installieren, dann müssen Sie tatsächlich während der Bauphase die Projekte stoppen, wenn das Wetter schlecht wird.» Und: «Ja, es war das Wetter.»
ABB-Aktie getaucht
Auf die Frage, wie hoch die Belastungen insgesamt auf EBITDA-Ebene oder auf Stufe Reingewinn sein werden, erklärte Elzvik, dass der Reingewinn des Konzerns im vierten Quartal auf 525 Millionen Dollar belaufe. Im Vorjahreszeitraum hatte ABB einen Reingewinn von 604 Millionen Dollar erzielt. Insgesamt hatte sich der Reingewinn im Gesamtjahr 2012 auf 2,7 Milliarden Dollar belaufen.
Die ABB-Aktie verlor angesichts der Nachrichten 3,55 Prozent an Wert und trieb den SMI ins Minus. Für Ulrich Spiesshofer ist das kein Anlass zur Sorge. Den Aktionären empfiehlt er im WEF-Interview: «Die ABB ist eine gesunde Firma. Ich würde ruhig bleiben.»