Grossbritanniens Finanzminister George Osborne will trotz einer schlechteren Bewertung durch die Ratingagentur Moody's nicht von seinem Sparkurs abweichen. Moody's Herabstufung rufe die Schuldenprobleme Grossbritanniens in Erinnerung, sagte er. Allerdings schwäche die neue Bewertung nicht die Entschlossenheit, den eingeschlagenen Kurs weiterzuverfolgen. «Sie verdoppelt sie.»
«Beschämend»
Die Opposition nannte die Herabstufung «beschämend». Es habe jetzt zwei Jahre lang kein Wachstum in Grossbritannien gegeben, das Defizit wachse. «Der Finanzminister verliert an Glaubwürdigkeit», sagte Labour-Finanzexperte Ed Balls. Er erinnerte Osborne an frühere Aussagen: Als Ratingagenturen vor Jahren – unter einer Labour-Regierung – nur ihren Ausblick für Grossbritannien auf negativ gesetzt hätten, habe Osborne selbst nach Neuwahlen gerufen.
Die Agentur Moody's hatte zuvor ihre Bewertung für Grossbritannien um eine Stufe gesenkt. Sie entzog den Briten die Bestnote Aaa und stufte das Land auf Aa1 herab. Die Agentur begründete ihren Entscheid mit der schwachen Konjunktur und der wachsenden Verschuldung. Mittelfristige erwarte man nur ein «schleppendes» Wachstum, hiess es in der Mitteilung.
Auch die anderen beiden grossen Ratingagenturen – Standard & Poor's und Fitch – haben die drittgrösste Volkswirtschaft der EU seit geraumer Zeit auf einem negativen Ausblick. Das bedeutet, dass eine Herabstufung auch bei ihnen wahrscheinlicher geworden ist. Mit einem schlechteren Rating können neue Kredite für ein Land teurer werden, weil Geldgeber einen höheren Risikoaufschlag verlangen könnten.
Im Klub mit guten Bekannten
Grossbritannien ist nicht das einzige Industrieland, das in den vergangenen Monaten seine Topbewertung verloren hat. Nur noch wenige Länder erhalten die Spitzennote von allen drei Ratingagenturen. Die USA und Frankreich gehören dem exklusiven Klub bereits nicht mehr an. Für sie hatte das schlechtere Rating allerdings kaum Auswirkungen bei der Kreditaufnahme an den Finanzmärkten.
Grossbritannien galt lange als sicherer Hafen für Anleger, die Staatsanleihen waren ähnlich wie die der USA und Deutschlands stark gefragt. Inzwischen wandelt sich diese Einschätzung etwas, da die Risiken stärker wahrgenommen werden. Der Kurs des britischen Pfundes ist seit Monaten auf Talfahrt – sowohl im Vergleich zum Euro als auch zum US-Dollar. Der Schuldenstand des Landes liegt inzwischen bei rund 90 Prozent des Bruttoinlandsprodukts.