Rund 300 Banker und einige wenige Bankerinnen waren der Einladung der Nationalbank nach Genf gefolgt. In einem Nobelhotel trat Andréa Maechler erstmals in ihrer neuen Funktion als Mitglied des Direktoriums der Schweizerischen Nationalbank SNB ans Mikrofon und präsentierte ihre Sicht der Dinge.
Franken ist rund 15 Prozent zu teuer
Seriös und bestimmt erklärte sie, die Nationalbank hätte Anfang Jahr keine andere Wahl gehabt, als den Mindestkurs aufzugeben. Sonst hätte die Nationalbank noch mehr Euro und andere Währungen aufkaufen müssen und ihr ohnehin bereits grosser Devisenberg wäre noch grösser geworden.
Der Wechsel zu Negativzinsen sei richtig gewesen, unterstrich Maechler. Wegen den Strafzinsen hätten Investoren im zweiten Quartal wieder vermehrt Gelder ausserhalb der Schweiz investiert. In der Folge habe sich der Franken zwar abgeschwächt, allerdings weniger als erhofft: «Der Franken ist noch immer überbewertet.»
Rund 15 Prozent sei der Franken zu teuer. Obwohl die Schweizer Wirtschaft überraschend widerstandsfähig sei, bleibe das Umfeld sehr anspruchsvoll, warnte Andrea Maechler die Banker. Sorgen macht ihr insbesondere die Europäische Zentralbank, EZB.
Neue Notenbankerin lässt sich nicht in die Karten blicken
Sollte die EZB Anfang Dezember die Zinsen weiter senken, dann könnte der Franken erneut in die Höhe schnellen. Was man in einem solchen Fall tun würde, wollte jemand aus dem Publikum wissen. «Für uns ist es wichtig, alle Optionen offen zu halten und uns dann für die beste Lösung in Bezug auf die entsprechende Situation zu entscheiden», sagte Maechler und erntete Applaus. Das Publikum hatte keine konkretere Antwort erwartet. Denn die Banker wissen, dass die Verantwortlichen der Nationalbank sich nicht in die Karten blicken lassen.