Bereits seit 2009 haben jene rund 27‘000 Unternehmen, die pro Jahr mindestens 100‘000 kWh Strom verbrauchen, die Möglichkeit, ihren Strom auf dem freien Markt einzukaufen. Da dies aber lange Zeit teurer war als der Strom in der Grundversorgung, haben bisher nur wenige Unternehmen von dieser Teil-Liberalisierung des Strommarktes profitiert.
Diesen Herbst zeichnet sich ein Trendwechsel ab: «Wir rechnen mit einem markanten Sprung», erklärt Renato Tami, Geschäftsführer der Stromüberwachungsbehörde Elcom gegenüber «ECO». «Wir haben zahlreiche Anfragen über das Prozedere bekommen und rechnen mit einer sehr grossen Wechselrate im nächsten Jahr.»
Die heisse Phase läuft jetzt an. Die Strompreise der Grundversorger für das Jahr 2014 sind veröffentlicht. Nun können die Unternehmen vergleichen, ob und allenfalls wie sehr sich ein Wechsel in den freien Markt lohnt. Wenn sie sich dazu entscheiden, müssen sie bis Ende Oktober die Grundversorgung kündigen und können einen neuen Vertrag abschliessen.
100-jährige Kundenbeziehungen werden aufgelöst
Anbieter wie etwa die Swisspower Energy wittern das grosse Geschäft. CEO Fredi Keller ist überzeugt, zahlreiche KMU für das kommende Jahr mit neuen Verträgen anbinden zu können. Oft werden herkömmliche Kundenbeziehungen, die bis zu 100 Jahre dauerten, aufgelöst.
Die Folge: Das bisherige System mit über 700 Stromverteilern, wechselseitigen Abhängigkeiten und unübersichtlichen Besitzverhältnissen wird gründlich durchgeschüttelt.
Kaum ein Grundversorger wird deshalb allerdings verschwinden, glaubt Elcom-Chef Renato Tami: «Es gibt keine Anhaltspunkte für eine Strukturbereinigung.» Das habe der Gesetzgeber nicht beabsichtigt, er wollte vielmehr einen freien Markt schaffen. Ob turbulent oder nicht: Vier Jahre nach der Liberalisierung beginnt der freie Markt zu spielen.
«ECO»-Umfrage:
Schweizer Wirtschaftsgrössen zur Energiewende
«ECO» hat am «Tag der Wirtschaft» der Economiesuisse am vergangenen Freitag in Lausanne Stimmen zur Energiewende gesammelt. Es äussern sich unter anderem BKW-VR-Vizepräsident Kurt Rohrbach, Swiss-CEO Harry Hohmeister und Ems-Group-CEO Magdalena Martullo-Blocher.