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Wirtschaft Die Alu-Dose – weit besser als ihr Ruf

Noch vor einigen Jahre galt sie als Umweltschreck – die Alu-Dose. Nun erlebt sie ein «Revival». Die Öko-Bilanz soll nicht schlechter sein als jene von PET oder Glas. Die Firma Ramseier im luzernischen Hochdorf ist auf den Trend aufgesprungen und betreibt eine der grössten Abfüllanlagen der Schweiz.

In der grossen Abfüllhalle von Ramseier in Hochdorf stehen tausende glänzender Dosen in Reih und Glied auf Förderbändern. Leer und ohne Deckel werden sie angeliefert, vom Roboter in die Maschine geschoben und abgefüllt. Pro Stunde sich es 25'000 Dosen, 20 Millionen Dosen pro Jahr, wie Ramseier-Chef Christian Consoni erklärt.

Alu-Dosen.
Legende: Dank verbesserter Öko-Bilanz wieder im Trend: die noch vor nicht so langer Zeit geächtete Alu-Dose. Keystone/Archiv

Ein «enormer Trend» zur Alu-Dose besteht laut Consoni vor allem im Bier-Bereich. Jedes dritte Bier werde mittlerweile so verkauft. Ramseier füllt das Bier für die Landi- und Denner-Läden ab. Die Glasflasche sei immer weniger gefragt, denn Glas sei zerbrechlich, schwer und weniger gut stapel- und transportierbar.

Ramseier hat deshalb vor einem Jahr vier Millionen Franken in die Alu-Abfüllanlage investiert. Das wäre vor einigen Jahren noch unvorstellbar gewesen, galt doch die Alu-Dose als Drecksschleuder wegen des hohen Energieverbrauchs bei der Herstellung. Von Gross-Verteilern wurde sie gar aus dem Sortiment gekippt.

Vergleichbar mit Mehrweg-Glas und PET

Die Öko-Bilanz der Dose habe sich in den letzten 20 Jahren deutlich verbessert, stellt Fredy Dinkel fest. Der Physiker und Umweltfachmann hat im Auftrag des Bundes verschiedene Getränkeverpackungen geprüft und mit der Alu-Dose verglichen. Sein Fazit: «Die Alu-Dose gehört aus ökologischer Sicht zu den Besten. Sie ist vergleichbar einer Mehrweg-Glasflasche und mit einer PET-Flasche und besser als die Einweg-Glasflasche.»

Die Dose ist ihren schlechten Ruf also losgeworden. Laut Dinkel gibt es drei Gründe dafür: Die Alu-Dose ist leichter geworden und verbraucht entsprechend weniger Material. Zugleich machte die Alu-Industrie Fortschritte und produziert heute verantwortungsvoller. Dinkel denkt dabei an die Rekultivierungsprogramme beim Bauxit-Abbau, aber auch an die Sicherheitsfortschritte beim Abfallprodukt Rotschlamm bei der Verarbeitung von Aluminiumoxid. Nicht zuletzt landeten heute immer mehr Dosen im Recyclingbehälter statt im Abfall.

Eindrückliche Recyclingquote

Lag die Recycling-Quote vor 20 Jahren noch bei 30 bis 40 Prozent, sind es heute knapp über 90 Prozent. Gerade bei Aluminium ist der Vorteil durch Recycling frappant: Vergleicht man Neu-Aluminium mit Recycling-Aluminium, so ergibt sich je nach Umweltindikator ein Faktor von fünf bis zehn.

Über 9'000 Tonnen Alu-Dosen gelangten 2014 ins Recycling. Das Material wird im grenznahen Ausland in Deutschland, Frankreich, Italien und Österreich umgeschmolzen, erklärt Markus Tavernier, Geschäftsführer der nationalen Alu-Recycling-Genossenschaft Igora. Die alten Büchsen werden dabei laut Tavernier in einem ganz einfachen metallurgischen Prozess erhitzt und zu neuen Barren, so genannten Masseln, gegossen.

Je nach Bedarf entstehen daraus etwa neue Velos und andere Gegenstände. Oder aber neue Getränkedosen, die dann beispielsweise wieder in der Abfüllhalle von Ramseier in Hochdorf landen.

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