«Die Strategie, die erarbeitet werden soll, geht über das hinaus, was wir in der BFI-Botschaft 2017-2020 haben», sagte Wirtschaftsminister Johann Schneider-Ammann, der das Treffen der Vertreter von Bund, Kantonen, Politik und Wirtschaft geleitet hatte, vor den Medien.
Von Deindustrialisierung bis Digitalisierung
Wirtschaft und Gesellschaft veränderten sich tiefgreifend und schnell, beschrieb der Direktor des Arbeitgeberverbandes, Roland Müller, die Herausforderung. Stichworte seien Deindustrialisierung, Digitalisierung oder Wissensgesellschaft. Zugleich seien das Berufsbildungssystem vielfältig und die Gesetzesprozesse langwierig.
«Berufsbilder ändern sich. Einige Berufe verschwinden, neue Berufe entstehen», sagte auch der Präsident des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes, Ständerat Paul Rechsteiner (SP/SG).
Antworten soll nun eine Projektgruppe unter Federführung des Staatssekretariats für Bildung, Forschung und Innovation SBFI finden. Bis zur nächsten Tagung 2017 soll die Stossrichtung für die Weiterentwicklung der Berufsbildung vorliegen.
Sparopfer vermeiden
Paul Rechsteiner betonte, über alle Lager hinweg sei man sich einig, dass die Berufsbildung nicht Opfer von Sparmassnahmen werden dürfe.
Der Direktor des Schweizerischer Gewerbeverband, Hans-Ulrich Bigler, rüffelte in diesem Punkt den Bundesrat: Es bringe nichts, wenn der Bundesrat bei den Vorbereitungskursen für Berufsprüfungen und Höheren Fachprüfungen neue Gelder spreche und gleichzeitig die Pauschalbeträge der Kantone für die Berufsbildung kürzen wolle, kritisierte er.
FDP-Nationalrat Bigler ist Mitglied der Kommission für Wissenschaft, Bildung und Kultur des Nationalrates (WBK). Diese hat vergangene Woche bei der Beratung der Botschaft zur Förderung von Bildung, Forschung und Innovation (BFI) in den Jahren 2017 bis 2020 ebenfalls höhere Pauschalbeiträge verlangt.
Kritik an der «Flüchtlingslehre»
In Bern wurde auch über die Integration von Flüchtlingen und vorläufig Aufgenommenen in den Arbeitsmarkt diskutiert. Bigler kritisierte die Flüchtlingslehre. Es brauche stattdessen eine «ehrliche Integration» von Flüchtlingen mittels Spracherwerb, Anlehre, Lehre oder einer Weiterbildung.
Die Verbundpartner seien sich der Dringlichkeit der Thematik bewusst, hiess es in einer gemeinsamen Mitteilung. Bereits vorhandene Strukturen sollen in Zusammenarbeit mit den Migrationsbehörden genutzt «allenfalls spezifisch ausgerichtet» werden.
Und auch hierfür braucht es genügend Geld, wie der Präsident der Konferenz der kantonalen Erziehungsdirektoren (EDK), Regierungsrat Christophe Eymann (LDP/BS), betonte.
Sek-II-Abschlüsse für Erwachsene
Weiteres Thema waren die über 550'000 Erwachsenen zwischen 25 und 65 Jahren, die nach dem Ende der Volksschule keinen weiteren Abschluss mehr gemacht haben. Einen solchen Sek-II-Abschluss noch nachholen oder sich weiterbilden könnten «realistischerweise» etwa 50'000 von ihnen, wie Travail-Suisse-Präsident Adrian Wüthrich sagte. Sie sollen ab 2017 mit einer Kampagne angesprochen werden.