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Eine junge Frau arbeitet an einer Maschine mit vielen Leitungen und Schläuchen.
Legende: Forschung bei ABB: Die Firma gehört zu den Grossen, sie hat noch Geld für Innovationen. Keystone

Wirtschaft Die Innovation bleibt immer öfter auf der Strecke

In Sachen Innovation zählt die Schweizer Wirtschaft zur Weltspitze – noch. Denn es sind vor allem grosse Konzerne, die sich teure Forschungsabteilungen überhaupt noch leisten können. Kleinere Industrieunternehmen haben zusehends Mühe, mitzuhalten.

Spyros Arvanitis ist besorgt. Der Ökonom der ETH-Konjunkturforschungsstelle KOF stellt fest, dass immer mehr Schweizer Firmen bei der Forschung und Entwicklung sparen. «Firmen, die früher noch in diesem Bereich investiert haben, haben damit aufgehört», stellt Arvanitis fest.

Bundesgeld für Innovation

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Der Bund hat das Problem erkannt und zusätzlich 61 Millionen Franken gesprochen. Das Geld wird von der Kommission für Technologie und Innovation KTI für die Innovationsförderung bei KMU eingesetzt. Meist sind bei den Projekten auch Hochschulen beteiligt, die mit den Firmen zusammen ein neues Produkt entwickeln. Mehr dazu hier .

Marge zu klein für Investitionen

Hauptgrund sind die hohen Forschungskosten, vermutet der Ökonom. Gut ausgebildete Leute, die Ideen haben und neue Produkte kreieren, erwarten auch eine gute Bezahlung. Doch das nötige Geld dafür geht besonders den kleinen und mittleren Industrieunternehmen allmählich aus.

Zu sehr leiden sie unter der rauen Weltkonjunktur und dem starken Franken. Das macht es immer schwieriger, den Umsatz zu steigern und dabei auch noch etwas zu verdienen. Eigentlich müssten die Firmen in dieser Situation die Flucht nach vorn ergreifen: Also noch mehr forschen und entwickeln, um den Vorsprung bei der Innovation zu halten.

«Der Vorsprung schmilzt»

Tatsächlich versuchen dies viele – solange sie noch können. So ergab eine Umfrage in der Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie, dass 63 Prozent der Unternehmen letztes Jahr ihre Innovationsanstrengungen forcierten. Mittlerweile schreibt aber schon jede dritte Firma in der Maschinenindustrie wegen des anhaltenden Drucks einen Verlust.

Einzelne Firmen müssten einen massiven Margenschwund hinnehmen, konstatiert Robert Rudolph vom Branchenverband Swissmem. Diese Unternehmen hätten keine Mittel, um ihre Innovationsanstrengungen zu verstärken. Dies sei alarmierend: «Wir gehören zwar nach wie vor zu den Champions – doch der Vorsprung schmilzt.»

Noch gehört die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie zu den forschungsintensiven und deshalb innovativen Wirtschaftszweigen. Auch wenn die Branche nicht ganz so viel ausgeben kann für neue Produkte und Fertigungsprozesse wie etwa die Pharmaindustrie.

Sägen am eigenen Ast

Doch in nächster Zeit könnten vor allem die kleinen und mittleren Industrieunternehmen bei der Innovation ins Hintertreffen geraten, weil für sie die Forschung und Entwicklung zu teuer wird. Doch wenn bei der Innovation gespart wird, sägen die Unternehmen am eigenen Ast.

Immerhin ist der Abstieg nicht von einem auf den anderen Tag zu befürchten. Dazu ist die Innovationskultur in den Schweizer Unternehmen zu stark verwurzelt, sagt KOF-Ökonom Arvanitis. «Diese Philosophie macht die Leute fähig, ihr Wissen für die Innovation einzusetzen.» Und diese Fähigkeit gehe nicht so schnell verloren.

Sollten die Forschungsanstrengungen der Firmen aber dauerhaft erlahmen, könnten weite Teil der Schweizer Industrie ins europäische Mittelmass abrutschen, befürchtet er.

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