Wer kennt das nicht: Man betritt eine Poststelle und wähnt sich in einem Basar. Ein buntes Angebot von Papeteriewaren über Bücher bis Heimelektronik, Spielzeug sowie Artikel fürs Auto und den Haushalt steht bereit und soll während der oft langen Wartezeit zum Kaufen animieren.
Immer wieder Ärger mit Kioskangebot
Zu viele ärgert das. Deshalb reagiert nun die Post: Sie will das Angebot straffen und künftig nur noch Artikel mit einem Bezug zur Post verkaufen. Seit kurzem läuft dazu eine Testphase in insgesamt 20 Filialen der Deutschschweiz und der Romandie.
Am «Gemischtwarenladen» Post ist immer wieder Kritik laut geworden. Von Kunden, aber auch von der Politik: Erst vor zwei Wochen zum Beispiel von der Kommission für Verkehr und Fernmeldewesen des Nationalrats. Sie forderte den Bundesrat in einem Postulat dazu auf, der Post nahelegen, weniger Drittprodukte in ihren Poststellen zu verkaufen. Deren Anteil im Sortiment solle «auf ein vernünftiges Mass» beschränkt werden.
Wichtig für die Post-Finanzierung
Doch die Post will auch künftig nicht auf den Verkauf von Drittprodukten verzichten, wie sie in ihrer Medienmitteilung festhält. Diese leisteten einen Beitrag zur Finanzierung des Poststellenetzes.
Die in den Schalterräumen angebotenen Produkte und Dienstleistungen müssten aber besser zur Post passen, sagt Konzernchefin Susanne Ruoff. Kern des künftigen Sortiments sollen zum Beispiel Behördendienstleistungen, Versicherungen oder Produkte für die Telekommunikation sein, aber weiterhin auch Bücher, Schreibwaren sowie Geschenkkarten. Nicht mehr zum Kernsortiment gehören dürften nach der Testphase etwa Spielzeug oder Autozubehör, Süssigkeiten sowie Haushaltartikel.
Die Post verkauft nach den Worten von Sprecher Oliver Flüeler seit über 14 Jahren Drittprodukte. Letztes Jahr erzielte sie mit Kiosk-Artikeln einen Umsatz von 508 Millionen Franken. Das entspreche rund einem Drittel des Umsatzes in der Sparte Poststellen und Verkauf und sei eine wichtige Finanzierungsquelle für die Grundversorgung.
Briefmonopol auf der Kippe
Tatsächlich fuhr die Post 2014 in der Sparte «Poststellen und Verkauf» einen Verlust von 100 Millionen Franken ein. Die Anzahl aufgegebener adressierter Briefe ging um 2,5 Prozent zurück. Dagegen verarbeitete die Post soviel Päckli wie nie zuvor (112 Millionen Pakete).
Doch droht ihr im Herbst neues Ungemach: Dann steht erneut die Frage an, ob die Post das Monopol zur Beförderung von Briefen bis 50 Gramm behalten soll. Diese Sendungen machen 15 Prozent des Geschäfts aus.