Thomas Jordan und die Nationalbank – sie stehen seit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses tagtäglich in den Schlagzeilen. Denn der Entscheid und die anschliessende rasante Aufwertung des Frankens machen der Schweizer Exportindustrie zu schaffen.
Dennoch betont der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in der Samstagsrundschau von Radio SRF: «Die ganz grossen Befürchtungen, dass es in der Schweiz eine sehr scharfe Rezession geben könnte, eine Massenarbeitslosigkeit und einen deflationären Zustand – das alles ist nicht eingetroffen.»
Industrie im Wandel
Die Folgen des Franken-Schocks werden allerdings erst jetzt allmählich sichtbar. Industriebetriebe verlagern Fabriken ins Ausland und bauen Stellen ab, weil ihre Produkte mit der günstigen Konkurrenz aus dem Ausland nicht mehr mithalten können. Die Gewerkschaften befürchten, dass jetzt ganze Industrie-Zweige wegbrechen könnten und eine «Deindustrialisierung» droht. Jordan hingegen winkt ab: «Es findet keine Deindustrialisierung statt, sondern eine Veränderung innerhalb der Industrie – so wie es sie immer schon gegeben hat.»
Es sei den Schweizer Firmen in der Vergangenheit stets gelungen, sich mit neuen, noch besseren Hightech-Produkten im internationalen Wettbewerb zu behaupten und neue Arbeitsplätze zu schaffen, sagt Jordan. Man habe immer wieder grössere Fluktuationen erlebt. Gehe die Industriebeschäftigung mal zurück, bedeute dies längst nicht, dass sie sich später nicht wieder erhöhen könne.
Vertrauen in die Innovationskraft
Das sei ein permanenter Strukturwandel. Und es stelle eine Stärke der Schweizer Wirtschaft dar, dass sie diesen konstanten Wandel oft besser bewerkstelligt habe als andere europäische Länder, so Jordan. Das soll auch dieses Mal gelingen, gibt sich der Nationalbank-Präsident zuversichtlich.
Auch was die Aufwertung des Frankens seit dem 15. Januar betrifft, relativiert Jordan. Im vergangenen Jahr sei die Welt mit zahlreichen Risiken konfrontiert gewesen, so etwa mit der Griechenland-Krise, der Veränderung in der europäischen Geldpolitik, der Terrorentwicklung und der Verunsicherung in China. Dennoch habe man eine weitere Aufwertung des Frankens verhindern und gar eine leichte Abwertung herbeiführen können.
Doch auch dem SNB-Chef ist klar: Mit einem Euro-Kurs von 1,08 wie jetzt bleibt die Schweizer Wirtschaft enorm gefordert.