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Wirtschaft «Die SNB braucht unbedingt eine hohe Reserve»

38'000'000'000 Franken Gewinn hat die Schweizerische Nationalbank erzielt. Eine beachtliche Summe. Wieso sich nicht nur die Kantone über das gute Jahr der SNB freuen, erklärt Wirtschaftsredaktor Reto Lipp.

38 Milliarden Franken Gewinn – das klingt nach viel. Wie ist diese Zahl zu bewerten?

Es tönt nach sehr viel, man muss den Gewinn aber in Relation zur Bilanz-Summe setzen – und die beträgt nach massiven Euro-Käufen im Dezember 2014 rund 500 Milliarden Franken. Schaut man sich dieses Verhältnis an, dann relativiert sich der Gewinn, er beträgt dann etwas über 7 Prozent. Die Bilanzsumme der Nationalbank ist aufgrund der Devisen-Reserven ausserordentlich gross, das gibt dann natürlich im guten Fall auch ausserordentlich hohe Gewinne, im schlechten Falle aber auch ausserordentlich hohe Verluste.

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2013 schrieb die SNB noch ein Riesendefizit – 2014 ist es ein Riesengewinn. Wovon hängt der Erfolg der Nationalbank ab?

Der Gewinn hängt vor allem von der Entwicklung der Devisenreserven ab – je nachdem wie sich Euro und Dollar sowie die weiteren Währungen entwickeln, ändert sich der Gewinn der Nationalbank gewaltig. Im letzten Jahr hat sich der Dollar gegenüber dem Schweizer Franken aufgewertet – da gab es hohe Gewinne. Die Nationalbank investiert ihre Devisenreserven in Anleihen und auch Aktien. Natürlich nimmt sie da Zinsen ein und Dividenden. Allein 9 Milliarden verdiente sie damit. Und natürlich profitierte sie auch von einem guten Aktienjahr.

Reto Lipp

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Reto Lipp

Reto Lipp studierte Ökonomie an der Universität Zürich. Bereits während des Studiums war er als freier Mitarbeiter bei Radio «Z» tätig. später wurde er dort Mitglied der Redaktionsleitung. Nach einem Wechsel zu den Printmedien, arbeitete Lipp als Vizedirektor bei der UBS im Bereich Wealth Management. Seit 2007 moderiert er die Sendung «ECO».

1 Milliarde Franken geht an die Kantone. Ein wahrer Geldsegen, nachdem sich wohl die meisten auf keine Zuschüsse mehr von der Nationalbank eingestellt hatten. Muss das jedes Jahr von neuem bewertet werden?

Es gibt ein Abkommen zwischen Finanzdepartement und SNB, wo genau festgehalten wird, in welchem Fall die Nationalbank Ausschüttungen tätigt und in welchem nicht. Bund und Kantone können sich jetzt also wieder auf 1 Milliarde Franken freuen. Das wird dazu führen, dass die Kantone, die insgesamt ein Budgetdefizit von 450 Millionen Franken für 2015 prognostiziert haben, keine Defizite mehr machen werden. Angesichts des hohen Gewinnes ist sogar noch eine Zusatzausschüttung vorgesehen, diese wird aber erst noch zwischen Finanzdepartement und SNB ausgehandelt.

Müsste sich an der Ausschüttungspraxis etwas ändern?

Die Ausschüttungspraxis ist derzeit vernünftig. Die Nationalbank braucht aufgrund der hohen Risiken, die sie mit ihren Euro-Beständen eingeht, unbedingt eine hohe Reserve. Es kann ja gut sein, dass nächstes Jahr ein Verlust von 38 Milliarden Franken entsteht. Die Schwankungen an den Devisenmärkten sind extrem und schlagen sofort massiv auf die riesige Nationalbank-Bilanz durch. Es ist deshalb nicht vernünftig, wenn Bund und Kantone hohe Ausschüttungen der Nationalbank erwarten. Die Nationalbank muss ihre Reserven dringend erhöhen.

Die Nationalbank hält am Euro-Mindestkurs fest. Wie lange noch?

Nationalbankpräsident Thomas Jordan hat am Montag in der Sendung «ECO» noch einmal bekräftigt, dass er auf jeden Fall am Mindestkurs festhalten will. Ich rechne nicht damit, dass der Mindestkurs in diesem Jahr fällt. Die Lage an den Finanzmärkten ist viel zu angespannt, als dass die Nationalbank jetzt das Risiko eingehen könnte, den Mindestkurs aufzuheben. Bei einem abrupten Wegfall des Mindestkurses würde die SNB hohe Verluste auf ihren Euro-Beständen einfahren, das macht derzeit keinen Sinn.

Und wie steht es mit den Negativzinsen? Könnte die Nationalbank diese sogar noch ausbauen?

Sie will ab 22. Januar einen Negativzins von 0.25 Prozent von den Geschäftsbanken verlangen. Es ist durchaus möglich, dass mit einem Aufflammen der Griechenlandkrise Ende Januar das nicht mehr reicht und wieder viel Geld in die Schweiz drängt, was den Franken stärker machen würde. Dann ist es realistisch, dass die Nationalbank den Negativ-Zins weiter erhöht, zum Beispiel auf 0.5 Prozent. So soll ausländisches Kapital davon abgehalten werden, in die Schweiz zu strömen.

Kann die Nationalbank auch für 2015 mit einem Rekordgewinn rechnen?

Das hängt vollkommen von der Entwicklung der Devisen- und Finanzmärkte ab. Diese kann niemand prognostizieren. Sicher aber ist, dass die Risiken enorm sind, bei der Nationalbank geht es immer gleich um Milliardenbeträge. Und die können einmal im Plus und einmal eben auch im Minus liegen. Es kann durchaus sein, dass die Nationalbank wieder mal einen gigantischen Verlust einfährt. Es ist aber ohnehin nicht Aufgabe der Nationalbank Gewinne zu machen. Sie muss vor allem die Preisstabilität in der Schweiz garantieren – und das gelingt ihr bisher gut. Die Inflation ist bei Null (oder sogar leicht darunter).

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