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Eine Person hält ein Tablet in den Händen und liest den Blick online.
Legende: «Wir lesen nicht weniger, aber weniger Gedrucktes und dafür mehr Online», sagt Medienforscher Bonfadelli. Keystone/Symbolbild

Wirtschaft «Die Verlage sind in einer Zwickmühle»

Zeitungen und Zeitschriften verlieren Leser – auch Gratiszeitungen ergeht es nicht anders. Dabei lesen wir gar nicht weniger, nur anders, wie der Medienforscher Heinz Bonfadelli sagt.

SRF: Printmedien verlieren ihre Abonnenten. Lesen die Leute wirklich weniger?

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Heinz Bonfadelli: Das kann man so nicht sagen. Interessant ist ja, dass sich der Leseakt selber verändert hat; nicht zuletzt im Kontext des Internets. Wir lesen nicht weniger, aber wir lesen weniger gedruckte Texte. Wir lesen vermehrt auf dem Bildschirm oder auf dem Tablet und Handy. Das gilt ja nicht nur für Zeitungen, sondern auch für das Lesen von eBooks.

Was ist denn das Attraktive daran? Dass sie gratis sind?

Das spielt sicher eine wichtige Rolle. Aber fast noch wichtiger ist, dass die Verbreitung des Internets etwa 90 Prozent beträgt. Viele Leute greifen auch am Arbeitsplatz quasi ständig auf Informationen zu – oder mit Handy und Tablets mobil von unterwegs. Und dieses Können motiviert letztlich, dass man es macht. Man will ständig auf dem Laufenden sein.

Wenn das Internet viele Leser zu Online wechseln lässt, müssten dann die Zeitungen und Verlage konsequenterweise nicht einfach Geld für dieses Angebot verlangen?

Jein. Auf den ersten Blick haben Sie recht. Es ist aber nicht ganz so einfach. Wenn ich als Verlag eine solche Bezahlschranke errichte, heisst das, dass die Leser vermutlich die Informationen von Google oder von einem anderen Anbieter weiterhin gratis beziehen können. Weil vor allem die jüngeren Menschen – nicht nur übers Internet – durch die Gratispresse verwöhnt werden. Der Eindruck entsteht, dass Informationen immer und überall gratis erhältlich seien. Wir sind uns zu wenig bewusst, dass Qualitätsjournalismus irgendwo auch bezahlt werden muss.

Heinz Bonfadelli

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Legende: Keystone/Archiv

Der Medienforscher ist 1949 geboren und Professor an der Universität Zürich. Seine Arbeitsschwerpunkte sind Mediennutzung und Medienwirkungen, Online-Kommunikation sowie Kinder, Jugendliche und Medien.

Gleichzeitig ist es für den Verlag selber ein Problem, wenn die Onlineleserschaft kleiner wird. Dann werden es auch die Werbeerträge im Internet. Die Printverlage sind in einer Zwickmühle.

Die Informationen sind also gratis im Internet zu haben. Hat diese Entwicklung Folgen für den Qualitätsjournalismus?

Ganz konkret zeigen sich die Auswirkungen, wenn man einen Besuch in einem Newsroom macht. Die Journalisten dort sehen ständig, welche Onlinetexte wie viele Klicks generieren. In diesen Klickraten zeigt sich, dass das Interesse des Publikums an hochemotionalen und skandalisierten Themen gross ist. Diese Nachfrage nach solchen Themen hat natürlich eine Auswirkung auf die journalistische Arbeit. Qualitativ anspruchsvollere Texte und Themen werden so von den Journalisten selbst weniger beachtet.

Das Interview führte Ivana Pribakovic.

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