SRF: Thomas Jordan, waren Sie überrascht über den EZB-Entscheid?
Thomas Jordan: Nicht völlig. Für den Markt war es eine Überraschung. Aber wenn man bedenkt, wie sich die Inflation entwickelt hat, wie sich die Wirtschaft entwickelt hat, kommt diese Entscheidung der EZB nicht völlig überraschend.
Welche Konsequenzen hat das nun für die Schweizerische Nationalbank – für den Mindestkurs?
Das ist natürlich eine komplexe Situation für uns, denn die europäische Geldpolitik wird noch auf absehbare Zeit sehr expansiv sein. Auf der anderen Seite muss man sehen, dass die wirtschaftliche Entwicklung sich etwas stabilisiert hat. Und die expansive Geldpolitik in Europa kann natürlich auch dazu beitragen, dass die Wirtschaftsentwicklung wieder besser wird in Europa. Das sollte dann auch der Schweiz zu gute kommen.
Das ist aber insgesamt schwierig abzusehen...
Im Moment ist es schwierig zu prognostizieren. Das Wachstum ist zwar besser als im letzten Jahr, aber immer noch sehr tief. Die EZB hofft mit ihrer expansiven Geldpolitik, dass das Wachstum anzieht. Die Inflation ist ja sehr tief, deshalb kann sie sich eine solche expansive Geldpolitik leisten. Wir müssen nun abwarten, wie diese Entwicklung tatsächlich verläuft.
Das Zinsniveau bleibt tief auf nicht absehbare Zeit. Was bedeutet das für den Schweizer Immobilienmarkt, wo die Zinsen ja auch sehr tief sind?
Die Zinsen bleiben tief. Sie bleiben dies auch in der Schweiz. Das bedeutet, dass wir weiterhin ein Umfeld haben, das die Entwicklung auf dem Immobilienmarkt in eine Richtung begünstigt, wo es eben Immobilienblasen geben kann.
Was kann die Nationalbank da noch machen?
Wir beobachten die Situation dauernd. Und wir beurteilen, inwiefern allenfalls andere Massnahmen notwendig sind. Das ist eine Daueraufgabe, die wir haben.
Das Gespräch führte Tobias Fässler.