Die Aussichten für die Schweizer Exportindustrie sind für das kommende Jahr äusserst positiv. Ausgangspunkt dafür sei die wirtschaftliche Erholung in Europa, sagte Rudolf Minsch. Er ist Chefökonom und bis zum Amtsantritt von Jean-Marc Hensch im März interimistisch auch Direktor von Economiesuisse.
Nach sechs Quartalen in Folge mit einem sinkenden BIP sei die Produktion in Europa im zweiten Quartal 2013 erstmals wieder gestiegen, hielt Minsch fest. Im dritten Quartal schaffte auch das Krisenland Spanien ein kleines Plus.
Da die Schweizer Exportwirtschaft nach wie vor stark auf Europa ausgerichtet sei, bekomme sie die Erholung unmittelbar zu spüren, erklärte Minsch. So dürften die Exporte der Schweizer Wirtschaft in diesem Jahr um 2,2 Prozent und im nächsten gar um satte 4,5 Prozent zunehmen – trotz einer Abkühlung in Schwellenländern.
Industrie hat Tiefpunkt durchschritten
Allen voran die Elektro- und Maschinenindustrie, aber auch die Kunststoff- und die Textilindustrie haben den Tiefpunkt durchschritten, wie aus der halbjährlichen Konjunkturumfrage bei den Economiesuisse-Mitgliedern hervor geht.
Parallel zur Erholung der Warenexportmärkte beleben sich die Dienstleistungsexporte, etwa bei den Banken und Rückversicherungen. Auch übernachten wieder mehr Europäer in Schweizer Hotels.
Die grössere Zuversicht zeigt sich auch in den Ausrüstungsinvestitionen der Unternehmen. Diese dürften nicht mehr wie im laufenden Jahr leicht reduziert (-0,1 Prozent), sondern 2014 um 2,0 Prozent erhöht werden.
Robuster Binnenmarkt
Der Binnenmarkt sei weiterhin auf einem stabilen Wachstumspfad: Dies gelte für die Baubranche ebenso wie für den Detailhandel oder das Gesundheitswesen. Allerdings dürfte die Zunahme der Bauinvestitionen von 2,8 Prozent in diesem Jahr auf 0,8 Prozent im kommenden Jahr zurückgehen. Minsch verwies dazu auf die Zweitwohnungs-Bauverbote in Tourismusgebieten.
Die Lohnerhöhungen erreichen laut dem Wirtschaftsdachverband durchschnittlich rund 1 Prozent. Dies führe bei teilweise sinkenden Preisen zu einem weiteren Anstieg des privaten Konsums um gut 2 Prozent.
Die Arbeitslosigkeit dürfte laut Economiesuisse wieder unter die 3-Prozent-Marke fallen. Die Zuwanderung halte angesichts des Fachkräftemangels an. Insgesamt werde die Einwanderung im Rahmen der letzten Jahre ausfallen, sagte Minsch. 2012 hat die Wohnbevölkerung um 84'400 Menschen zugenommen.
Euro-Krise überwunden
Mit dem erwarteten BIP-Wachstum von 2,2 Prozent reiht sich Economiesuisse unter die anderen Konjunkturauguren der Schweiz ein, die von 1,9 bis 2,3 Prozent ausgehen. Im Juni hatte die Prognose für 2014 noch auf 1,5 Prozent gelautet.
Für das zu Ende gehende Jahr verdoppelte Economiesuisse die Prognose von 1,0 auf 2,0 Prozent. Vor einem Jahr war der Verband sogar lediglich von einem Plus von 0,6 Prozent ausgegangen. Er hatte damit die Entwicklung, wie andere Institute auch, deutlich zu pessimistisch eingeschätzt.