Italienische Banken müssen künftig nicht mehr auf faulen Krediten sitzenbleiben und können diese an eine «Bad Bank» abstossen. Diese dürfte zusammen mit Reformen das Wirtschaftwachstum des südeuropäischen Landes in Schwung bringen, sagte EU-Wettbewerbskommissarin Margrethe Vestager. Sie traf sich am Dienstag mit dem italienischen Wirtschaftsminister Pier Carlo Padoan. Ausserdem dürfte die Darlehensvergabe angekurbelt werden.
Nebst der Auslagerung der Kredite sollen die Banken teilweise auch staatliche Garantien erhalten. Diese Garantien müssen sie jedoch zu Marktpreisen kaufen, um unerlaubten staatlichen Beihilfen vorzubeugen. Die EU-Kommission wird das Vorhaben überwachen, um sicherzustellen, dass es keine unzulässigen Staatshilfen beinhaltet.
«Klotz am Bein der Wirtschaft»
Allerdings müssen die Banken den «Berg von faulen Krediten», so SRF-Italien-Korrespondent Franco Battel, wohl unter massiven Verlusten abstossen: «Der Preis für die Kredite muss ein Marktpreis sein – und der ist heute viel tiefer als der ursprüngliche Wert der Kredite.»
Trotzdem sei es enorm wichtig für Italien, die faulen Kredite loszuwerden: «Sie sind der sprichwörtliche Klotz am Bein der italienischen Wirtschaft. Seit Jahresbeginn sind die Aktien aller Banken eingebrochen, die Unsicherheit drückt.» Denn das Wachstum in Italien werde stark gehemmt, weil auch Finanzkunden mit gesunden Finanzen nur schwer an Kredite kämen. «Die bange Frage ist: Gelingt es den Banken die Kredite und die Verluste in den Griff bekommen?», so Battel.
Faule Kredite im Wert von 200 Milliarden Euro
In Brüssel waren Italiens ursprüngliche Pläne für eine «Bad Bank» im vergangenen Jahr auf Ablehnung gestossen. Daraufhin musste die Regierung in Rom das Modell überarbeiten. Die italienischen Banken ächzen unter faulen Krediten von mehr als 200 Milliarden Euro, die sich während der dreijährigen Rezession in dem Land angehäuft haben.
Die Aktienkurse vieler Institute waren seit Jahresbeginn stark eingebrochen. Das Wirtschaftswachstum in Italien schritt zuletzt im Vergleich zu anderen Euroländern nur langsam voran und lag 2015 bei gerade einmal 0,8 Prozent.