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Wirtschaft Europäische Strombörse eröffnet Filiale in Bern

Die Schweiz bekommt eine eigene Strombörse. Und seit heute weiss man auch wann: Am ersten April. Diese Strombörse soll gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen.

Am 1. April eröffnet die europäische Strombörse Epex eine Filiale in Bern. Damit soll der Schweizer Stromhandel transparenter und effizienter werden. Zudem kann die Schweizer Regulierungsbehörde einschreiten, wenn etwas schief läuft. Ihre volle Wirkung kann die Strombörse aber erst entfalten, wenn die Schweiz Anschluss an den europäischen Strommarkt kriegt.

Für die Epex sei es wichtig, nicht nur in Paris, Wien und Leipzig präsent zu sein, sondern auch in Bern, sagt der Präsident des Epex-Verwaltungsrates, Jürgen Kroneberg: «Wir haben festgestellt, dass es ein Defizit ist, wenn man nicht vor Ort ist. Man muss Mitarbeiter haben, die mit der Politik, mit der Regulierung und den Marktteilnehmern sprechen, um verständlich zu machen, was wir tun.»

Elcom kann Rolle als Regulatorin ausüben

Was die Epex tut, ist einfach. Sie bietet eine Plattform für den Handel von Strom. Käufer und Verkäufer platzieren ihre Angebote, einigen sich über Preis und Menge. Es herrscht volle Transparenz. Zwar können Schweizer Stromhändler bereits heute bei Epex handeln – in den umliegenden Ländern. Doch für die Schweizer Regulierungsbehörde Elcom ist die Tatsache zentral, dass Stromgeschäfte zwischen Schweizer Händlern physisch auf einem Server in der Schweiz abgewickelt werden.

Elcom-Präsident Carlo Schmid: «Wir wollen sie in der Schweiz haben, damit wir auch als Regulatoren, als Staat, Einfluss nehmen können auf diese Börse.» Es gehe darum, die entsprechenden Informationen zu haben und auch die aufsichtsgemässen Eingriffe vorzunehmen. «Wenn die Börse in Wien oder Brüssel ist, können wir das nicht. Wenn sie in Bern ist, haben wir mindestens die physische Möglichkeit, einzugreifen.»

Die Elcom könnte einschreiten und im Extremfall sogar Klagen einreichen. Dies etwa wenn Börsengeschäfte nicht transparent sind, wenn Preise abgesprochen werden, oder wenn sich irgendwo eine übermässige Marktmacht abzeichnet.

Vorteil für Schweizer Stromkonsumenten

Die Börse führe durch die Preistransparenz auch zu tieferen Preisen, ist gemäss Walter Steinmann, Direktor des Bundesamtes für Energie BFE, überzeugt. «Börsen helfen mit, dass sich Preise marktgerecht entwickeln. Wenn sich die Preise in Europa nun eher nach unten bewegen, dann hat der Schweizer Konsument direkt oder indirekt einen Vorteil. Weil sein Elektrizitätsversorgungsunternehmen heute sehr wohl, zumindest teilweise, seinen Strom an der Europäischen Strombörse einkauft.»

Die neue Schweizer Strombörse, die am 1. April ihren Betrieb aufnimmt, ist ein entscheidender Schritt der Schweiz hin zum europäischen Strombinnenmarkt. In der EU muss künftig nämlich Transparenz herrschen und dort sollen alle nationalen Strommärkte miteinander gekoppelt werden. Für beides ist eine Börse notwendig.

Anschluss an europäischen Binnenmarkt

Technisch, wäre die Schweiz mit der neuen Börse also bereit. Politisch sind aber noch viele Fragen offen. Beispielsweise ob weiterhin Kantone Energieproduzenten besitzen dürfen. Was passiert also, wenn die EU ihren Binnenmarkt am 1. Januar 2015 ohne die Schweiz ins Leben ruft? Walter Steinmann vom BFE: «Dann werden wir versuchen, eine pragmatische Zwischenlösung, eine Notlösung zu finden. Momentan gehen wir aber nicht davon aus, dass wir ausgeschlossen werden auf den 1.1.2015.»

Die neue Schweizer Strombörse funktioniert in jedem Fall weiter. Bei einem Ausschluss allerdings einfach mit angezogener Handbremse.

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