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Wirtschaft EZB: Geldschleusen auf – Zinsschraube angezogen

1.14 Billionen Euro sollen fliessen. Mit dieser Summe will die Europäische Zentralbank verhindern, dass Europa in eine Deflation abrutscht. Entsprechend tief halten die Währungshüter den Leitzins. Er soll auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent belassen werden. Nicht alle sind damit glücklich.

Die Europäische Zentralbank (EZB) belässt den Leitzins im Euroraum auf dem Rekordtief von 0,05 Prozent. Das beschloss der EZB-Rat bei seiner auswärtigen Sitzung in Zyperns Hauptstadt Nikosia.

1'140'000'000'000 Euro für Staatsanleihen

Obwohl die jährliche Inflationsrate noch im Januar bei 0,6 und jetzt im Februar bei 0,3 Prozent liegt, gehen Experten davon aus, dass die EZB keine zusätzlichen Massnahmen gegen den Preisrückgang ergreifen wird. Dies umso weniger, als EZB-Chef Mario Draghi nach der Zinssitzung in Nikosia die Öffnung der Geldschleusen bekannt gab.

Portrait des EZB-Chefs Mario Draghi.
Legende: EZB-Chef Mario Draghi fürchtet die Deflation. Nicht alle Experten sind mit ihm einig. Keystone

Das im Januar beschlossene Ankaufprogramm für Wertpapiere werde am Montag starten, sagte der oberste europäische Währungshüter in einer Pressekonefernz.

Das Volumen beläuft sich auf 1,14 Billionen Euro. Es sollen vor allem Staatsanleihen von Euro-Ländern in grossem Stil aufgekauft werden. Bereits im Herbst hatte die EZB mit dem Erwerb von Hypothekenpapieren und Pfandbriefen begonnen.

Draghi zu zaghaft?

Mit der Geldschwemme nach dem Vorbild der US-Notenbank Fed will Draghi auch verhindern, dass die Wirtschaft in eine Deflation abrutscht, also eine gefährliche Abwärtsspirale aus fallenden Preisen auf breiter Front und nachlassenden Investitionen. Diese Furcht teilen nicht alle.

Der deutsche Bundesbank-Präsident Jens Weidmann hat wenig Verständnis für die Geldschwemme. Er stehe dem Programm von Anfang an mit Skepsis gegenüber, wird er von der Nachrichtenagentur Reuters zitiert. Weidmann könne derzeit weder eine Notwendigkeit für den EZB-Geldeinschuss, noch die Gefahr einer Deflation erkennen. Die EZB selbst rechnet mit positiven Effekten.

Effekte erst ab 2016 erwartet

Zwar würden die Verbraucherpreise auch trotz der Geldschwemme 2014 stagnieren, lassen Draghis Prognostiker verlauten. Aber für die beiden Folgejahre rechnen sie mit einem deutlichen Preisauftrieb.

Demnach steigen die Verbraucherpreise 2016 um 1,5 (bisher: 1,3) Prozent. In ihrer ersten Schätzung für 2017 sagen die Notenbanker eine Inflationsrate von 1,8 Prozent voraus.

Gleichzeitig wächst der Konjunkturoptimismus für das laufende Jahr gegenüber der Dezember-Schätzung: Statt bisher 1,0 Prozent Wachstum in diesem Jahr erwarten die Experten nun im Euroraum 1,5 Prozent Plus.

Die Prognose für 2016 wurde von 1,5 Prozent auf 1,9 Prozent angehoben. Für 2017 sagen die Notenbanker ein BIP-Wachstum von 2,1 Prozent voraus.

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