Die Europäische Zentralbank (EZB) zeigt sich dieser Tage besonders grosszügig: Sie hat mitgeteilt, dass sie ihren Leitzins auf dem Rekordtief von 0,5 Prozent belässt.
Und sie geht sogar einen Schritt weiter: Sie zeigt sich bereit, im Falle von Engpässen an Geldmärkten frisches Geld zu liefern. Auf diese Weise könnten sich Banken im grösseren Umfang mit Geld eindecken. Zudem, so teilte EZB-Präsident Mario Draghi mit, sei abermals eine Senkung des Leitzinses denkbar. «Wenn sich die Marktentwicklungen als untragbar erweisen, dann sollte ein derartiges Instrument in Betracht gezogen werden».
Begründet wurde der Entscheid des EZB-Rats mit der allmählich genesenden Wirtschaft. Die wirtschaftliche Erholung sei zu frisch, um ein derartiges Thema auszuschliessen, so der Rat. Mit dem Leitzins beschaffen sich die Banken neues Kapital am Markt.
Inflationsrate verharrt auf tiefem Stand
Die Inflation im Euroraum blieb mit 1,6 Prozent im August tief. Europas Währungshüter könnten daher die geldpolitischen Zügel locker lassen.
Der Finanzmarkt hat mit dieser Entscheidung gerechnet. Zudem hatte die EZB vor zwei Monaten mitgeteilt, sie werde den Schlüsselzins für einen «längeren Zeitraum» nicht anheben.
Volkswirte erwarten, dass die EZB ihre Wachstumsprognose für 2013 von bisher minus 0,6 Prozent leicht nach oben anpasst. Auch die Inflationserwartung für 2013 und 2014 von bisher 1,4 beziehungsweise 1,3 Prozent dürfte jeweils leicht nach oben korrigiert werden – aber deutlich unter dem Zielwert der EZB von knapp 2 Prozent bleiben.