Warm und vor allem feucht war der Sommer. Feuchter als es den Bauern lieb sein konnte: Schon vor der Ernte fing das Korn zu reifen an. Stephan Scheuner von der Branchenorganisation swiss granum erklärt: «Das Getreide hat auf der Ähre gekeimt und ist somit für die Brotherstellung nicht mehr verwendbar.»
Ein Fünftel des Schweizer Brotweizens ist vom sogenannten Auswuchs betroffen. Bei Roggen sind es sogar drei Viertel der Ernte. Dieses Getreide taugt nur noch als Futter für die Tiermast.
Massive Einbussen
Das Nachsehen haben die Produzenten. Für Futtergetreide erhalten sie einen deutlich geringen Preis. Bis zu einem Drittel beträgt der Preisabschlag, sagt Fritz Glauser, Präsident des Schweizerischen Getreideproduzentenverbands. «Das ist sehr bitter. Bei unserem Einkommen zählt jeder Franken.»
Ein Problem haben aber nicht nur die Produzenten. Wegen der schlechten Erntequalität sind die Mühlen und die Bäckereien vermehrt auf den Import von Getreide angewiesen. «Wir haben festgestellt, dass die Menge dieses Jahr nicht ausreicht», sagt Scheuner von swiss granum.
Es brauche zusätzlich 10‘000 Tonnen Import-Getreide. Noch beträgt das Zollkontingent 70'000 Tonnen jährlich. Der Bundesrat muss nun entscheiden, ob mehr eingeführt werden kann, damit genug Brotgetreide für alle da ist.