US-Steuerstreit, bröckelndes Bankgeheimnis, wachsende Regulierung: Das klingt nicht nach einem guten Nährboden für mehr Banken- und Finanzjobs in der Schweiz. Und trotzdem ist die Zahl offener Stellen nach Erhebung des Finanzportals Finews im vergangenen Jahr um knapp 20 Prozent gestiegen.
Finews-Chefredaktor Claude Baumann erklärt, warum: «Die Börse hat wesentlich dazu beigetragen, dass die Banken ihre Erträge und ihre Gewinne vor allem im ersten Halbjahr deutlich steigern konnten. Dadurch waren auch wieder mehr Leute gefragt.»
Auch die gestiegenen Regulierungsanforderungen sind offenbar nicht nur schlecht für die Banken. Sie haben die Kosten hochgetrieben, der Finanzbranche aber auch mehr Jobs beschert. Vor allem Beratungs- und Revisionsgesellschaften stellten mehr Personal ein. Aber auch Banken suchten entsprechende Spezialisten, sagt Baumann.
Sie sollen den Banken weiterhelfen, «sich richtig zu verhalten» im Steuerkrieg mit den USA und mit Europa. Gefragt seien daneben auch Kundenberater, die eigene Portefeuilles und Kundengelder verwalten. Damit könnten die Banken Geld verdienen, so Baumann.
Um diese Kundenberater gebe es einen harten Wettbewerb, der sich vor allem zwischen den beiden grössten Arbeitgebern UBS und Credit Suisse abspielt.
Personalsuche bei Privatbanken eingebrochen
Ein deutlich nüchterneres Bild zeigt sich bei den übrigen Banken: Während sie laut dem Finanzportal Finews in der ersten Jahreshälfte noch eifrig Personal gesucht haben, zeigte sich zum Jahresende eine klare Abkühlung.
Bei den Privatbanken sei die Stellensuche regelrecht eingebrochen, sagt Baumann. «Die Privatbanken haben in der Vergangenheit sehr stark auf das Bankgeheimnis abgestützt.» Doch sei das Bankgeheimnis nicht mehr «das, was es einmal war».
Für das neue Jahr erwartet der Branchen-Experte, dass insgesamt weniger Stellen ausgeschrieben werden. Viele Fragen in Bezug auf Politik und Strategie seien noch offen, sagt Baumann. Die Kundengelder flössen zwar noch, aber die Banken verdienten weniger damit. Dies lasse Zurückhaltung bei den Arbeitgebern erwarten.