Keine Frage: Telekomunternehmen wie die Swisscom müssen sich immer wieder neu erfinden und zwar immer schneller, denn traditionelle Produkte wie Telefonieren werden immer billiger und spülen der Swisscom weniger Geld in die Kasse.
Roger Wüthrich ist Leiter des Geschäftsbereichs Klein- und Mittelbetriebe bei der Swisscom. Er sagt: «Wir verlieren pro Jahr rund 500 Millionen Franken an Preiserosion, das müssen wir kompensieren.» Kompensieren will die Swisscom den Verlust mit neuen, innovativen Produkten, für die die Swisscom auch mehr verlangen kann.
Zum Beispiel bietet Swisscom den Kunden einen eigenen sicheren Datenspeicher, eine sogenannte Cloud, an. Auch das I.O. App, eine Schweizer Version von Whatsapp, gehört dazu. Rasch braucht es neue Ideen, neue Produkte. Die Swisscom hat dafür ihre eigenen Leute in der Schweiz und im Silicon Valley. Aber sie holt die Ideen auch von aussen. Zum Beispiel hat sie zum zweiten Mal die Swisscom Startup-Challenge organisiert.
Über hundert Ideen eingereicht
Initiator Roger Wüthrich ist begeistert: «Absolut faszinierend, dass sich über hundert Ideen finden in der Schweiz, die sich für eine solche Challenge bewerben.»
Zum Beispiel hat ein Jungunternehmen aus Lausanne ein Codesystem entwickelt, mit dem Markeninhaber oder Autoren Fälschungen feststellen können. Oder die Firma Hoosh aus Lugano: Sie hilft den Unternehmen zu prüfen, wie gut ihr Onlineauftritt ist. Wenn jemand zum Beispiel einen Kleideranbieter online sucht, kommt er dann auch sofort zu der betreffenden Firma?
Beide Ideen gehören zu den fünf Gewinnern der diesjährigen Swisscom Start-up Challenge, die gestern bekannt gegeben wurden. Die Chefin von Hoosh, die Dänin Rikke Hagemann, sieht darin eine ganz grosse Chance. Die Swisscom öffne ihnen viele Türen und das sei für Jungunternehmen sehr wichtig. Die Firma hat eine Reise ins Silicon Valley gewonnen, wo viele Kontakte geknüpft werden können. Dort kann sie mit den Projektteams der Swisscom im unternehmenseigenen Einfamilienhaus im Herzen des Silicon Valley die Ideen weiterentwickeln. Geld aber fliesst noch keines. Sie hoffe, dass sie die Swisscom bei der künftigen Zusammenarbeit überzeugen könne, in Hoosh zu investieren, sagt Hagemann.
Neu geschaffener Fonds
Sicher sei das aber noch nicht, sagt Wüthrich: «Zum jetzigen Zeitpunkt sind die noch sehr selbstständig. Wir klären ab, ob es eine Option zur Zusammenarbeit gibt. Erst dann stehen Beteiligungen oder eine Kooperation im Vordergrund.» Mit einem Gewinner der ersten Challenge stehe eine Beteiligung kurz vor Abschluss. So hat sich die Swisscom in den letzten fünf Jahren an rund 40 Startups beteiligt.
Mit einem neu geschaffenen Fonds von 10 Millionen Franken werden jährlich Jungunternehmen in den Bereichen Informations-, Kommunikations - und Umwelttechnologie sowie neue Medien unterstützt. All diese Investitionen sollen dem Telekomkonzern künftig die bahnbrechenden Innovationen und das erwünschte Wachstum bringen.