300'000 Frauen und Männer arbeiten in der Schweiz für einen Personaldienstleister. Das heisst, sie werden von diesem temporär an ein Unternehmen ausgeliehen. In den letzten 20 Jahren ist diese Temporärarbeit um fast 10 Prozent pro Jahr gewachsen.
«Ein Grund dafür ist die Globalisierung», erklärt Myra Fischer-Rosinger, Direktorin des Branchenverbandes Swissstaffing. «Die Unternehmen stehen im internationalen Wettbewerb. Sie müssen auch ihre Personalkosten flexibilisieren.» Temporärarbeit sei dafür eine gute Lösung.
Konkret arbeiten nicht mehr nur jüngere schlecht Qualifizierte temporär, sondern vermehrt auch ältere hoch Qualifizierte. Das Wachstum zusätzlich angekurbelt hat die Tatsache, dass die Temporär-Angestellten seit zwei Jahren durch einen Gesamtarbeitsvertrag geschützt sind.
Starker Einbruch im Januar
Doch das Wachstum brach abrupt ein, nachdem die Nationalbank am 15. Januar 2015 die Euro-Franken-Untergrenze aufhob. Seither ist der Umsatz der Branche Monat für Monat gesunken. Für Myra Fischer-Rosinger ist dies keine Überraschung: «Befindet sich die Wirtschaft in der Abwärtsbewegung, dann beschäftigt ein Unternehmen zuerst die temporär Beschäftigten nicht weiter.»
Dass viele Unternehmen derzeit unsicher in die Zukunft schauen, zeigt sich aber auch daran, dass Menschen in den Temporärbereich rutschen, die zuvor festangestellt waren – darunter auch Hochqualifizierte. Das zeigt das Beispiel eines 46-jährigen Mannes, der über mehrere Jahre eine Kaderposition in einem grossen Bauunternehmen innehatte. Im April 2015 wurde dem Mann gekündigt. Eine Festanstellung hat er bisher nicht gefunden. Doch er konnte nahtlos in einer ähnlichen Position, ebenfalls bei einem grossen Bauunternehmen, als Temporärangestellter weiterarbeiten.
So hat die Temporärbranche – obschon sie schrumpft – dazu beigetragen, dass die Arbeitslosigkeit in der Schweiz wegen der neuen Frankenstärke bisher nicht stark angestiegen ist.
Umsatz weniger geschrumpft
Vielleicht zeigt das Beispiel des Mannes auch, dass die Temporärbranche die Talsohle bereits durchschritten hat. Grundsätzlich gilt laut Myra Fischer-Rosinger von Swisstaffing nämlich: «Wenn sich die Wirtschaft langsam erholt, aber die Erholung dafür noch unsicher, dann ist die Zeit der Temporärarbeit wiedergekommen.»
Zuletzt im Juni ist der Umsatz der Personalverleiher mit minus 1,6 Prozent bereits deutlich weniger stark geschrumpft als in den Monaten Februar bis April. Während diesen lag der Umsatz jeweils mit rund 8 Prozent im Minus.