Fast zwei Drittel aller Frauen über 15 Jahren in der Schweiz sind erwerbstätig. Das sind doppelt so viele wie vor 40 Jahren und auch im internationalen Vergleich nicht wenig. Doch ihre Arbeitspensen sind oft klein: Nur 4 von 10 Frauen arbeiten Vollzeit. Ein Viertel der erwerbstätigen Frauen arbeitet weniger als 50 Prozent.
Kitas sind noch zu teuer
Das erstaunliche an diesen Zahlen ist, dass sie sich in den letzten Jahren nicht verändert haben, obschon beispielsweise das Kinder-Betreuungsangebot ausgebaut worden ist. «Das Angebot ist immer noch beschränkt und relativ teuer», sagt dazu Conny Wunsch. Sie ist Professorin für Arbeitsmarktökonomie an der Universität Basel.
Hinzu kommt: Immer noch gebe es teilweise grosse Vorbehalte dagegen, Kleinkinder in Kitas zu geben. Dieses Problem lasse sich kaum allein durch ein grösseres Kinder-Betreuungsangebot lösen. Ausserdem sei der Mutterschaftsurlaub mit Arbeitsplatzgarantie nach wie vor sehr kurz.
Problem akzentuiert sich schon bald
Die Stagnation könne für die Schweiz verheerend werden: «Eigentlich kann sich die Schweiz das nicht leisten», sagt Wunsch. Auf dem Arbeitsmarkt befänden sich viele 50-55 jährige Personen, die in 10 bis 15 Jahren in Pension gehen. «Da werden enorm viele Fachkräfte zu ersetzen sein.» Aus den jungen Generationen kämen nicht genügend neue Personen auf den Arbeitsmarkt und die Einwanderung solle auch beschränkt werden. Deshalb werde es «unheimlich wichtig sein, das Potenzial im eigenen Land zu mobiliseren».
Dieses Potenzial wäre bei vielen Frauen in der Schweiz vorhanden. Für diejenigen Frauen, die nicht aus kulturellen Gründen oder wegen ihrer Einstellung wenig bis gar nicht erwerbstätig sind, müsse unbedingt mehr getan werden, fordert die Arbeitsmarktökonomin.
Es muss schnell etwas passieren
Mehr und günstigere Kita-Plätze, mehr Tagesschulen und eine Arbeitsplatzgarantie, die über den 14-wöchigen Schwangerschaftsurlaub hinausgeht, sind ihre Rezepte. Denn so könnten Frauen auch dann an ihren Arbeitsplatz zurückkehren, wenn sie nach der Geburt länger Urlaub nehmen als den gesetzlich vorgeschriebenen, betont Wunsch.
Aber es müsse rasch etwas geschehen und von alleine werde dies nicht passieren. Es seien nun Massnahmen notwendig, damit sich der Trend ändere. Sonst laufe die Schweiz direkt in einen gravierenden Mangel an Arbeitskräften hinein. Und davon wären viele Bereiche der Wirtschaft betroffen, von der Industrie bis zum Gesundheits- und Bildungswesen.